Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

516 Der Kampf um den Frieden im Osten und Wilsons 14 Punkte 
bereit gewesen, einen gerechten Frieden zu schließen. Deutschland und seine 
Verbündete dagegen hätten verrottete Anschauungen vertreten. Er erklärte, 
die Zeit der Eroberungen und der Vergrößerungen sei vorüber, und ließ sich 
dabei von den Ergebnissen der Brester Verhandlungen leiten, ohne des Lon¬ 
doner Paktes, der Besetzung Mesopotaniiens und der Wegnahme der deut¬ 
schen Kolonien zu gedenken. Im Anschluß an diese Kritik schrieb der Präsi¬ 
dent das politische Weltprogramm nieder, das künftigen Friedensverhand¬ 
lungen zugrunde gelegt werden sollte. Es war in 14 Leitsätzen abgefaßt, 
die als „Wilsons 14 Punkte" fortan die Welt in Atenr halten sollten. 
Der 1. Punkt forderte für alle Friedensverträge und Friedensverhand¬ 
lungen die Öffentlichkeit und verwarf geheime internationale Abmachungen. 
Der 2. Punkt forderte die Freiheit der Meere, soweit die Meere nicht durch 
internationales Vorgehen zum Schutze internationaler Verträge — gemeint 
war wohl ein Vorgehen des künftigen Völkerbundes — geschlossen werden 
müßten. Der 3. Punkt forderte die Beseitigung wirtschaftlicher Schranken 
und Gleichheit der Handelsbeziehungen unter allen Völkern, die sich dem 
Frieden anschlössen und zu seiner Aufrechterhaltung vereinigten. Der 4. Punkt 
verlangte Perabsetzung der Rüstungen auf das niedrigste Maß, der 5. eine 
Schlichtung aller kolonialen Ansprüche unter Berücksichtigung der Interessen 
der Bevölkerung. Der 6. Punkt forderte die Räuniung des ganzen russischen 
Gebietes und die Rückkehr Rußlands zur unabhängigen Bestimmung seiner 
politischen Entwicklung und seiner nationalen Politik, um es in der Gesell¬ 
schaft freier Nationen unter selbstgewählten Staatseinrichtungen will- 
kommen heißen zu können. Der 7. Punkt setzte die Räumung und Wieder¬ 
aufrichtung Belgiens fest, und forderte vollkommene Anabhängigkeit für 
dieses Land. Im 8. Punkt wurde die Räumung des französischen Gebietes 
und die Abtretung Elsaß-Lothringens an Frankreich gefordert. Der 9. Punkt 
sah eine Berichtigung der italienischen Grenzen nach klar erkennbarem natio¬ 
nalen Besitzstand vor. Im 10. Punkt drückte Wilson den Wunsch aus, daß 
der Platz der Völker österreich-Angarns unter den anderen Staaten sicher¬ 
gestellt werde, und verlangte zu diesem Zwecke Gelegenheit zur autonomen 
Entwicklung für dieselben. Der 11. Punkt forderte die Räumung Serbiens, 
Rumäniens und Montenegros, für Serbien einen freien, sicheren Zugang 
zur See und Neuordnung der Grenzen und der Beziehungen der Balkan- 
staaten gemäß den feststehenden Grundlinien der Zusammengehörigkeit und 
der Nationalität. Im 12. Punkte billigte Wilson den türkischen Teilen 
des Osmanenreiches Selbständigkeit zu, forderte aber für die anderen Na¬ 
tionalitäten, die noch unter türkischer Herrschaft ständen, die Autonomie und 
verlangte die Öffnung der Dardanellen. Der 13. Punkt handelte von Polen 
und forderte die Errichtung eines unabhängigen Staates mit unzweifelhaft 
polnischer Bevölkerung und einem freien, gesicherten Zugang Polens zur 
See. Im 14. Punkt forderte Wilson die Bildung einer allgemeinen Ver-
	        
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