Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

514 Der Kampf um den Frieden im Osten und Wilsons 14 Punkte 
aber dieses kleiner gewordene moskowitische Rußland barg die Weltrevolution 
in seinem Schoße. Bald folgte der bolschewistische Terror den Spuren der 
Jakobiner und sagte sich von allen menschlichen Rücksichten los. Galgen und 
Rad wurden aufgerichtet, die kaiserliche Familie verschleppt und ermordet, 
und die Verbreitung der sozialen Revolution über den Erdball zum Grund¬ 
gesetz der kommunistischen Herrschaft erhoben. 
Die äußerliche Unterwerfung Lenins und Trotzkis unter den Willen 
der Mittelmächte, die dem Vorrücken der Deutschen auf Petersburg und 
Kiew auf dem Fuße folgte, änderte daran nichts. Die Russen hatten be¬ 
reits am 19. Februar erklärt, daß sie bereit seien, das Brest-Litowsker Friedens¬ 
instrument zu unterschreiben. Deutschland lehnte jedoch dieses Angebot ab 
und forderte die Abkehr Rußlands von den westlichen Randstaaten, die 
Räumung Livlands und Estlands, der Akraine, Finnlands, Georgiens 
und Äocharmeniens und den Verzicht auf die revolutionäre Werbetätig¬ 
keit in den von den Mittelmächten besetzten Gebieten. Die Russen gaben 
nach. Am 3. März erschienen die russischen Vertreter in Brest-Litowsk und 
unterschrieben den aufgesetzten Friedensvertrag, ohne ihn zu lesen, also 
auch ohne sich innerlich zu ihm zu bekennen. Pievon lieferten die Kämpfe, 
die die Deutschen in den von Rußland am 3. März aufgegebenen, aber 
nicht geräumten, Ländern zu bestehen hatten, schlagende Beweise, obwohl 
man gegenseitig zur Abordnung von Gesandtschaften schritt. 
Gefährlicher als der Bandenkrieg, der 30 bis 40 deutsche Divisionen 
im Osten fesselte, war die Propaganda, die der Bolschewismus im besetzten 
Gebiet entfaltete und von Mund zuMunde trug. Während deutsche Dynasten 
noch von einem Königreich Finnland, einem mit Deutschland zu verschmelzen¬ 
den Fürstentum Kurland und einem Königreich Litauen träumten und Kaiser- 
Karls Diplomatie nicht müde wurde, für das Erzhaus um die polnische Krone 
zu werben, vollzog sich die Durchdringung der in den weiten Gebieten des 
Ostens zerstreuten Streitkräste, der in Rußland und Sibirien hausenden 
unzähligen Kriegsgefangenen, der zur Peimat leitenden Etappe und der 
industriellen Bezirke des Ostens mit bolschewistischen Ideen. Diese unter¬ 
irdische geistige Offensive bedrohte die Mittelmächte stärker, als sie ahnten, 
und kam zu bestimmendem Ausdruck, als die russische Sowjet-Republik ihren 
Gesandten nach Berlin schickte, der dort mit gutem Zarengold und leiden¬ 
schaftlich erfaßter Propaganda für die kommunistischen Ideen warb. 
Die Unterwerfung Rumäniens 
Äußerlich betrachtet, schien der zu Brest-Litowsk unterschriebene Frie¬ 
den die deutschen Waffenerfolge im Osten zu bestätigen. Zwang doch 
das Vorrücken der Mittelmächte in der Akraine auch die Rumänen, den
	        
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