Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Dis Lölle von Verdun 
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und verwandelte die Äcker, auf denen die Truppen, lang hingestreckt, den 
Befehl zum Sturm erwarteten, in klebenden Morast. Über sie hinweg heul¬ 
ten die Granaten: sie zerschlugen die Werke am Nordwesthang der Löhe 304 
und wälzten die Trümmer vonMalaneourt und Laucourt noch einmal um. 
Der Franzose hielt in Kellern, toten Winkeln und Stollengängen stand, 
vermochte aber den heranbrausenden Sturm nicht mehr zu brechen. Die 
Schlesier stießen bis zum Forgesgrund durch, nahmen den nördlichen Teil 
von Malaneourt samt der befestigten Kirche und drangen in die Erd- 
werke am Lang von Laueourt. Die Franzosen wichen fechtend über den 
Bach auf die Löhenstufe 287 und behaupteten die Trümmer von Laueourt. 
Bon Regen und Schlamm durchnäßt, harrten die Schlesier zwischen Leichen 
und Ratten in zerfetzten Gräben und zerstörten Kellern des Befehls zu 
neuem Sturm. Die Verbindungen rissen ab, die Zufuhr stockte, die Ver- 
llsste wuchsen, aber sie hielten aus. 
And wie sie hier, so lagen vor Bethincourt aus der Nordostflanke des 
Toten Mannes, im Rabenholz, vor Cuntieres, in den Steinbrüchen am 
Pfefferrücken, am Fuß der Kalten Erde, vor den Werken von Thiaumont, 
am Saume des Caillettewaldes und am Lang und in den Schluchten von 
Vaux andere Kämpfer im fürchterlichsten Graus schutzlos den Anbilden 
der Witterung und dem Feuer der französischen Geschütze preisgegeben. 
Das Schlachtfeld war zu einem einzigen Trichterfeld geworden. 
Der Verteidiger litt nicht minder. Wohl war er in der Lage, die Truppen 
rascher auszuwechseln, aber das konzentrische Feuer des Angreifers lag 
so schwer aus seinen Linien und seinen Verbindungswegen, daß dieser Wechsel 
schwere Verluste nach sich zog. Eng und enger eingepfercht, kämpften die 
Franzosen um die Behauptung Verduns. Sie hatten die Festung im 
Februar nicht vor überraschendem Fall bewahrt, um sie nun langsam zer¬ 
bröckeln zu lassen. 
Joffre zog die letzten Folgerungen aus der entstandenen Lage. Er 
übertrug Petain, der die Verteidigung der Feste am 26. Februar über¬ 
nommen und im März auf neue Grundlagen gestellt hatte, den Oberbefehl 
über die französische Mittelsront von Soissons bis Verdun und übergab 
die Verteidigung Verduns dem General Nivelle. Nivelle traf am 3. April 
in Verdun ein. Er brachte Verstärkungen und den festen Willen mit, dem 
Feind im Gegenangriff zu begegnen, sah sich aber zunächst in der Abwehr 
gefesselt. 
Die deutsche Leeresleitung war immer noch voller Loffnungen. Da 
die russische Märzoffensive sich in den Naroczsümpfen verblutet hatte und 
schwächlichere Vorstöße der Italiener am Jsonzo schon in der Entwicklung 
gescheitert waren, blickte der Frühlingshimmel freundlicher auf die Pläne 
der deutschen Leeresleitung. Dem vorgefaßten Plane getreu, setzte Falken- 
Hayn daher alles an die Fortsetzung der Schlacht um Verdun.
	        
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