Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

494 Der Feldzug im Westen vom 27.Mai bis 3. Dez. 1917 
Petain drängte dem Feinde nach. Er sah seine Angriffe zwar am 
26.Oktober scheitern, beschoß aberdieStellungender7.ArmeeaufdemChemin 
des Dames aus der eroberten Flankenstellung so heftig, daß der Kronprinz 
sich zur Zurücknahme der ganzen Front entschloß. Die Deutschen entgingen 
dadurch der Gefahr, von Westen aufgerollt zu werden. Sie wichen in der 
Nacht auf den 2. November von dem hart umstrittenen Löhenweg und 
den Südhängen des Ailettegrundes auf das Nordufer des Flusses und über- 
ließen den Franzosen die Linie Filain—Courtecon—Cerny—Ailles—Cor- 
beny. Soissons und das Aisnetal wurden den deutschen Beobachtern ent¬ 
rückt. Die deutsche Lauptstellung lag fortan auf der Lochfläche von Mont- 
berault zwischen Monampteuil, Monthenault und Bouconville, und der 
Franzose kämpfte wieder im Angesicht der Kathedrale von Laon. 
Die strategische Lage im November 1917 
Die Schlacht bei Malmaison wurde für die Alliierten von großer Be- 
deutung. Es war die erste planmäßig durchgeführte Operation, die erste, 
die, von keinem Gegenschlag getroffen, zum vollen Erfolg reifte, aber sie 
zog diesen Gewinn aus der Selbstbeschränkung in der Zielsetzung und aus 
der ungeheuren Steigerung der auf kleinem Raum gehäuften Angriffsmittel. 
Der Brite, der sich zu Beginn der Offensive in Flandern höhere Ziele ge¬ 
steckt hatte und am Tage der Schlacht von Malmaison mit zwei Dritteln seiner 
Kraft um Gheluvelt und Paschendaele rang, wußte, daß man sich mit 
solchen Erfolgen nur Winterquartiere, aber keinen Frieden erkämpfte. 
Die „Materialisierung" des Krieges tötete die Feldherrnkunst. Der 
Sieg hatte keine Flügel mehr, er gedieh innerhalb der Wirkungssphäre des 
Artillerieaufmarsches und verdarb, sobald er ins freie Gelände trat. Nur 
der Deutsche heftete ihm noch Schwingen an die Schultern, nur er war noch 
imstande, Durchbruchsschlachten zu schlagen uní» ganze Fronten durch den 
Äbergang zur Bewegung zum Einsturz zu bringen und von Zloczow auf 
Tarnopol, von Flitsch und Karfreit auf Adine zu marschieren, das klassische 
Ringen um die Flanken zu erneuern und Armeen in die Flucht zu schlagen. 
Aber auch er fühlte seine Kräfte schwinden. Blockade und Blutopfer ver¬ 
zehrten seine Stärke, und der I7-Bootkrieg, der zwar im stillen wirkte und 
als Nebenoperation in der Flanke des Gegners Schaden und Verwirrung 
stiftete, aber offenkundig weit hinter den visionär gesteckten Zielen zurück¬ 
blieb, bestimmte im November 1917 die strategische Lage in weitaus ge¬ 
ringerem Maße als die Feldzüge zu Lande, die im Osten zum Waffenstill¬ 
stand, im Süden zum Vormarsch über den Tagliamenro und im Westen 
trotz einzelner schwerer Rückschläge zur Vereitelung der englisch-französischen 
Angriffe und zu gefestigter deutscher Abwehr führten.
	        
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