Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

32 Der Feldzug im Westen vom 1. Nov. 1915 bis 1. Juli 191 6 
Brigadiers, ihrer Obersten, fast sämtlicher Offiziere und der Äälfte der 
Streiter. Zwei Tage behaupteten sich die Franzosen noch im Nabenwald, 
dann brach ein neuer Artilleriesturm über sie herein. Zum erstenmal 
schritten deutsche Bataillone dicht hinter der vorrückenden Granatenwand 
wie hinter einer Feuerwalze zum Eingriff. 
Die Entwicklung der strategischen Lage vom 11. bis 
18. März 1916 
Während Gallwitz um Malancourt, Bethincourt und den Ausstieg zum 
„Toten Mann" rang, bestürmte Mudra Dorf und Feste Baux, um den 
Eckpfeiler der französischen Front auf den rechtsufrigen Äöhen endlich zu 
Fall zu bringen. 
So rüttelten die Deutschen vom 8. bis 11. März, endlich auf beiden 
Maas ufern zugleich anpackend, mit Riesenkräften an der gewaltigen Lager¬ 
festung, die Petain nach dem Verlust des Vorfeldes im engeren Umkreis 
von Verdun nm aufgebaut hatte und in Abwehr und Gegenstoß verteidigte. 
Joffre entblößte alle übrigen Fronten, um Ersatz nach Verdun zu werfen, 
und wiederholte in diesen kritischen Tagen die Mahnung, das rechte Maas- 
ufer zu halten und Verdun um jeden Preis zu behaupten. 
Verdun durfte nicht mehr fallen, gleichviel, ob es im gegebenen 
Augenblick ratsam war, die Front zurückzunehmen und hinter der Maas 
zwischen den Argonnen und Toul eine neue Wehrstellung einzurichten oder 
nicht. Joffre wußte, daß er mit Verdun nicht nur den Glauben an den End¬ 
sieg verteidigte, sondern auch die strategische Möglichkeit rettete, die Achilles- 
ferse des Deutschen, die Verbindungslinien der Maas und der Saar, aus 
der Ferne zu bedrohen. Vor den klugen der Welt kämpften die Franzosen 
die Schlacht als Prestigeschlacht aus und schöpften gerade daraus ungeahnte 
Kräfte. And weil dem so war, mußte die deutsche Leeresleitung nun alles 
daran setzen, Verdun im Sturm oder im fortgesetzten Belagerungsangriff 
zu nehmen. Mißglückte dies, so mußte sie dem Gegner den militärischen 
Ruhm und den moralischen Gewinn lassen, der ihm aus der Behauptung 
der Festung zufloß. So führte der Entschluß, Verdun anzugreifen, in ein 
fürchterliches Dilemma. 
Als die Deutschen am 11. März ihre Beute zählten, waren seit Beginn 
der Schlacht 430 Offiziere, 2 6 000 Mann, 189 Geschütze aller Kaliber und 
232 Maschinengewehre in ihre Land gefallen, aber die Schlacht drohte 
zu einer Verstrickung ohnegleichen zu werden, wenn es nicht gelang, den 
Gegner von den rechtsustigen Löhen zu werfen. Darüber mußten die 
nächsten Wochen entscheiden. Drohte doch die Schlacht nach dem Doppel¬ 
angriff Gallwitzens und Mudras aufs neue zu erstarren. An die Stelle des
	        
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