Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zwölfte Schlacht am Isonzo 
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freit. Krauß dringt im Straßenkampf durch Saga vor und beginnt den 
Ausstieg zum Stolrücken. Zm hochgehenden Isonzo treiben italienische 
Leichen gen Serpenizza und Karfreit. Auf dem Stol schanzen Alpini, mn 
den Feind zu empfangen. Der Schneesturm heult in den Klüften und ver- 
schlingt den Lärm des Gefechts. Saga brennt» 
Während Krauß das Flitscher Becken ausräumt und die Bergflanken 
fegt, bricht Belows Zentrum in zwei Gruppen aus dem Tolmeiner Brücken- 
köpf gegen Karfreit und den Kolowratrücken vor. Die gewaltigen, graben- 
umgürteten, mit Kavernen und Panzerwerken bewehrten höhenfesten werden 
von Capellos XXVII. Korps verteidigt. Es liegt mit 3 Divisionen in der 
Front, um Cividale drängen sich Reserven. Berendts Artillerie schmettert 
den Verteidiger zu Boden. Die italienischen Batterien erliegen der Ver¬ 
gasung, Gräben und Unterstände werden von Kurzrohren und Minenwerfern 
in Trümmer geschlagen. An Steins rechtem Flügel stürmt die österreichische 
Division Gerbarec« Seit Monaten klebt sie in ihren Gräben am Krn, jetzt 
schnellt sie auf und wälzt den Feind vom Mrzli Vrh gegen Pleca. Während 
sie auf dem linken Ufer des Isonzo 1200 Meter über der Talsohle in härtern 
Kampf steht, fällt in der Tiefe die Entscheidung. Dort warten Schlesier, 
die 12. Division Lequis, auf den Angriffsbefehl. Als ihre Stunde schlägt, 
brechen sie wie ein Wildstrom aus dem Nordtor des Tolmeiner Brücken¬ 
kopfes hervor. Sie lassen den Vodice rechts, den Kolowrat links und werfen 
sich flußaufwärts in das verqualmte Isonzotal. Wie die 22. Schützendivision 
gegen Saga vorprallte, so stürmt die 12. Division unbekümmert um den über 
ihr drohenden Feind, beflügelten Laufes gen Karfreit. Sie rollt die Tal- 
Verteidigung auf, nimmt Volarje, Kamno und Ideresco, erscheint am Nach¬ 
mittag vor Karfreit, überfällt die Italiener in ihren Quartieren, fängt Stab 
und Troß und erobert den Schlüsselpunkt der italienischen Talverbindungen. 
Dieser Doppelschlag bricht der italienischen Verteidigung das Rückgrat. 
Als hie alpenländischen Schützen in Saga, die Schlesier in Karfreit einziehen, 
liegt die Grundlinie des ganzen Bergsystems, auf dessen Gipfeln der Italiener 
noch steht und ficht, wie eine aufgebrochene Erbsenschote in deutscher Hand. 
Pässe und Straßen, die über die Sättel und in den Senken des Stol und des 
Kolowratrückens gen Gemona und Cividale führen, springen auf. Ungeheuere 
Vorräte, die Lager zweier Armeekorps, fallen den Verbündeten zum Raub. 
Inzwischen ist Steins linker Flügel Schulter an Schulrer mit den Di¬ 
visionen Berrers gegen den Kolowrat vorgebrochen. Vielgefaltet, tief zer¬ 
klüftet, hier verkarstet, dort mit schwarzem Wald bedeckt, ragt die Gipfelkette 
aus dem Nebel ins schneeschwangere Gewölk. Der Italiener liegt betäubt 
und zerfetzt in den Zackengräben. Entmannte Scharen bergen sich in den 
Kavernen. Unsicher Lastend schießt Artillerie gen Tolmein. Von Cividale
	        
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