Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die zwölfte Schlacht am Zsonzo 
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Überläufer hatten den Italienern mitgeteilt, daß der Angriff am 22. Ok¬ 
tober stattfinden werde. Als dies nicht geschah — österreichisches Geschütz 
war noch im Anrollen — und die Nebelmassen das Flitscher Becken und 
den Tolmeiner Brückenkopf bis zur Löhe des Gebirges ausfüllten, wurde 
der Verteidiger sorglos. Zwar wurden seine Kavernengeschütze durch den 
Nebel verhindert, zielsicher ins Tal zu feuern, aber auch die Artillerie des 
Angreifers stand gelähmt. 
Die zwölfte Schlacht am Zsonzo 
Da begann das Feuer, das seit acht Tagen am Zsonzo aufflackerte 
und schreckend an den Fronten entlang lief, am 23. Oktober plötzlich zu rol¬ 
lender Beschießung zu schwellen. Der Angreifer schoß in den Nebel. Ge- 
wältig dröhnte der Donner der Artillerieschlacht in den bergumfangenen 
Angriffsräumen. Der Rombon, der Canin, der Polounik und der Krn 
ließen die Beschießung gelassen über sich ergehen, aber in den Talmulden 
wütete Verderben. Die italienischen Bergbatlerien entschlossen sich, ihre Ge¬ 
schosse aufs Geratewohl ins Grau genKritnica undTolmein zu schleudern und 
beschossen die alten Angriffsziele auf dem Karst und an der Wippach. Die 
Kampfgräben der Welschen füllten sich mitMaschinengewehren und Granaten- 
Werfern, Reserven rückten vor, um den Angreifer zu empfangen, falls der 
Sturm die erste Linie überrennen sollte. Capello häufte Verstärkungen bei 
Bainfizza, wo Boroevie herausfordernd zum Sturm rüstete. 
In der Nacht ging die Artillerie der Verbündeten zum Gasschießen 
über. Ferngeschütze warfen erstickende Granaten in die zweite und dritte 
Linie und auf die längst erkundeten Batterien und Reservelager, Minenwer¬ 
fer schleuderten ihre giftgeschwängerten Lohlgeschosse in die Kampfgräben. 
Im Flitscher Becken barsten auf einen Schlag 800 Bomben in Cavaciochis 
Sperrstellung und töteten das ganze Bataillon, das südlich von Flitsch die 
Sagaer Straße deckte. Als der Tag graute, brüllte die Artillerieschlacht vom 
Rombon bis zur Lermada. Es war das Trommelfeuer vor dem Sturm. 
Die 14. Armee und Boroevics Armeen traten an. Der Italiener begann 
hastig aus allen Schlünden zu feuern und spie den Inhalt seiner Rohre in 
den Nebel, um eine eiserne Sperre vor seine bedrohten Linien zu legen. Die 
ganze Isonzofront geriet in Schwingung. Der Limmel mischte sich in die 
aufflammende Schlacht und sandte Regenschauer und Schneestürme über den 
Karst und die Iulischen Alpen. 
Am dieselbe Zeit stürmten die Engländer nach dreimonatelangem 
Ringen Passchendaele. 
Da Kaiser Karl und sein Generalstab am Zsonzo nur auf Entlastung 
gesonnen hatten, war keine Eskadron, kein Ponton, keine Radfahrer- und
	        
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