Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

436 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30. Dez. 1917 
fangen oder zersprengt, Stäbe und Reserven der Regimenter 65 und 78 
im Eüdtunnel der Bahn durch eine Explosion vernichtet« Aosta ries Ver¬ 
stärkungen in die Schlacht. In verzweifeltem Ansturm eroberte der Welsche 
Flondar am späten Abend zurück, verlor es aber in der Frühe des 
5» September zum zweitenmal und fand die Kraft zu neuem Anlauf nicht 
wieder. Er hatte auf dem Südkarst umsonst geblutet, aber der Nordkarst 
blieb in seinen Länden. Zwar gelang es Boroevie, am 11. September 
nach zweitägigen Stürmen den Monte San Gabriele zurückzuerobern und 
zu behaupten, aber auf der Lochfläche von Bainsizza scheiterte jeder Sturm. 
Die Österreicher sahen sich gezwungen, auf die Lokoveclinie, den östlichen 
Eteilrand des Nordkarstes, zurückzugehen. Sie hatten eine schwere taktische 
Schlappe erlitten, sich indes zur Not in der strategischen Zwangslage be¬ 
hauptet, die seit dem Scheitern der Tiroler Offensive schwerer als zuvor auf 
ihnen lastete. 
Cadorna hatte seinen Anteil an der Ententeoffensive des Sommers 1917 
in gutem Blut entrichtet. Die elfte Isonzoschlacht, die als entscheidende 
Kriegshandlung zur Niederringung Österreich-Angarns geplant und geliefert 
worden war, endete in blutiger Verstrickung auf dem Karst. 
Österreich und die deutsche Mfe 
Der Angreifer ruhte erschöpft vom Blutverlust und befestigte sich auf 
der Loch fläche, die er als sicheren Gewinn und Sprungbrett zur zwölften 
Isonzosch lacht erobert hatte. Der Verteidiger kauerte entkräftet und durch 
den überraschenden Einbruch erschüttert in seinen Gräben und sorgte sich 
um den Zusammenhalt seiner Front. Die Entwicklung lag vorgezeichnet. 
Sobald die welsche Artillerie den Nordkarst erklommen hatte und auch der 
Monte Santo schwer bestückt war, drohte den Österreichern der Verlust 
des Gabriele und der Löhenlinie von Bainsizza und der Absturz ins Chiappa- 
ronetal. Dann war Tolmeins Südflanke entblößt, die Front durchbrochen, 
Reifenberg bedroht und der Südkarst trotz der Lermada umgangen. Aber 
selbst wenn es dem Verteidiger gelang, die Durchbrechung der Front noch 
einmal zu verhindern, war für Österreich nichts gewonnen, denn Boroevics 
Armee war durch die verbissen ausgefochtenen Abwehrschlachten so ge¬ 
schwächt worden, daß er der zwölften Schlacht nicht mehr zuversichtlich 
entgegensah. 
Man gab sich im Großen Lauptquartier zu Baden von der krftischen 
Lage der Isonzoftont Rechenschaft und schaute sich nach Lilfe um. Karls 
Generalstabschef, General Arz v. Straußenburg, erhielt den Befehl, die 
Deutschen um Beistand anzugehen. In dieser Bitte lag eine politische 
Kapftulation verborgen. Karls Bemühungen um einen Sonderftieden mit
	        
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