Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

434 Der Feldzug in Italien vom 22. Mai 1915 bis 30. Dez. 1917 
zuschießen. Sie sahen Steinwehren und Sandsackbarrikaden zusammensinken, 
das nackte Gestein splittern unb die letzten Wasservorräte schwinden. Am 
23. August war ihre Kraft gebrochen. Durstend, von giftigen Gasen aus¬ 
gebrannt, von der heißen Senne versengt, kauerten sie im Trichtergelände der 
trostlosen Steinwüste und warteten auf den Abend, um unter dem Schutze 
der Dunkelheit den Rückzug auf die Linie Log—Kal—Podlesce—Podlaka— 
Monte San Gabriele anzutreten. In der Nacht darauf traten sie den Rückzug 
an und setzten sich auf der letzten Löhenstufe vor dem Abstieg ins Chiappavone- 
tal zu letztem Widerstand. Einzelne Bataillone und Batterien deckten den 
Rückzug und opferten sich am nächsten Tag in den verlassenen Stellungen. 
Anter schweren Verlusten drang Capello am Nachmittag gegen den 
Monte Santo vor und pflanzte die Trikolore auf die vom Kreuzfeuer beider 
Artillerien umtobte Kuppe. Zum erstenmal geriet die italienische Schlacht¬ 
front in raschere Bewegung, zum erstenmal lockte die Lage zur Verfolgung. 
Von Salcano vorpreschende Schwadronen drangen in Britof ein, wo sich 
die Straßen von Görz, Plava, Ternova und Idria kreuzen, und suchten 
gen Ternova durchzubrechen. Da ging Artilleriefeuer vom Monte San 
Gabriele auf sie nieder, zerfetzte die geschloffenen trabenden Geschwader und 
jagte die Trümmer in die Steinwildnis des Karstes. 
Während die Kavallerie im Tale vorbrach, griff die Infanterie den 
Berg über den Sattel an, der sich zwischen dem Monte Santo und dem 
Monte San Gabriele einsenft. Von den Sabotino. und den rasch vor¬ 
gezogenen Santo-Batterien beschossen, wurde der Gabriele bald zur Lölle. 
Aber der Verteidiger hielt stand. Als die Brigade Palermo den Berg 
am 24. August zu stürmen suchte, ließ sie die Lässt e ihres Bestandes auf 
seinen felsigen Längen liegen, ohne die Kuppe zu erreichen. Brigade auf 
Brigade trat in ihre Spuren. Cadorna führte alles heran, was zwischen 
Plava und Görz zum entscheidenden Angriff aufgespart lag, bestreute 
Schluchten und Länge mit Tausenden von Gefallenen und gewann nach 
sechstägigem Ringen am 30. August den Kuppenrand. Der Gipfel blieb 
den Österreichern. Steirer lagen auf dem feuerumtobten Berg und sanken 
dort, von den schwersten Kalibern überschüttet, in den Tod. Als Brigade 
aus Brigade heranwogte und die elfte Schlacht im Ringen um den Gabriele 
zu gipfeln begann, eilten 12 Regimenter aus allen Gauen der Donaumonarchie 
dem Schicksalsberg zu Lllfe und verbluteten auf seinem nackten, von der 
Sonne versengten, vom Feind zerschlagenen und bestürmten Gipfel. Am 
den Verteidigern in die Flanke zu kommen, suchte Capello auch von Görz 
gegen den Gabriele Raum zu gewinnen, aber alle Angriffe rrstarben vor 
den Toren der Stadt. San Marco, San Peter, Santa Katharina, Biglia 
und Aisovizza blieben in Österreichs Besitz. 
Während Capello um den Monte San Gabriele rang, kämpfte Aosta 
um die Lermada, auf der seit dem 18. August Tod und Verderben wüteten.
	        
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