Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

412 Der Feldzug in Italien vom 22.Mai 1915 bis 30.Dez. 1917 
die 80 Kilometer klafternde Zsonzofront war damals nur von 30 Bataillonen 
und 180 bespannten und unbespannten Geschützen besetzt. Als Aosta sechs 
Wochen später zur Schlacht antrat, standen auf der Lochfläche von Bain- 
sizza, in der Wippachmulde, auf der Podgora und auf dem Felsengewirr 
von Doberdo 9 Divisionen hinter den Brustwehren, und vom Monte Kuk 
drohten Körners Flankenbatterien. 
Boroevie hatte das Flußdelta preisgegeben und war zwischen Görz 
und dem Meere über den Fluß auf die zerklüftete Karstlandschaft zurück¬ 
gegangen. Er stand also nur noch an zwei Stellen, unmittelbar vor den 
Görzer Brücken und vor Tolmein, auf dem Westufer des Isonzo. 
Cadornas erster geordneter Angriff galt dem Südflügel, der die Straße 
Monfalcone—Nabresina—Triest deckte und den Ansturm hart am Fluß 
auf den Löhen vonDoberdo erwartete. Die Österreicher hielten Monfalcone, 
Selz, San Martina und den vielköpfigen Monte San Michele besetzt und 
lagen im Geröll und in Ortstrümmern eingegraben. Sie litten vom ersten 
Tag an schwer unter dem Feuer der italienischen Artillerie, denn die müh¬ 
sam ausgekratzten Gräben schützten schlecht, und die steinernen Brustwehren 
schleuderten beim Aufschlag der Granaten ihre zersetzenden Splitter in die 
Schützenlinien. Aosta griff zuerst Doberdo an, prallte aber an den Abhängen 
von Monfalcone, Selz, Polazzo und San Martins ab und sah 5 Divisionen 
nach hartem Kamps zerzaust ins Schwemmgebiet des Isonzo zurückfluten. 
Als er den Artilleriekampf erneuerte und am 5. Juli 3 Divisionen gegen den 
Görzer Brückenkopf führte, um die zerschossenen Stellungen der Österreicher 
zwischen Oslavija und Podgora zu überrennen, trat ihm die 58. Division 
entgegen und warf ihn, von Körners Kukbatterien und dem reichbestückten 
Sabotino unterstützt, nach blutigem Kampf aus den eroberten Gräben. 
Der erste Versuch Görz in vorbereitetem Sturm zu nehmen, war gescheitert. 
Die zweite Schlacht am Isonzo 
Cadorna zog aus dem Verlauf der ersten Schlacht den Schluß, daß 
er den Angriff auf breitere Grundlage setzen müsse, um den Feind zu fesseln 
und ihn der Verfügung über seine Reserven zu berauben. Er rüstete zur 
zweiten Schlacht und schritt nach zwölf Tagen zum Sturm. Das Schwer¬ 
gewicht des Angriffs ruhte wiederum auf dem rechten Flügel, der sich gegen 
Doberdo wandte, während die Mitte die Lügel von Podgora angriff und 
der linke Flügel bei Plava Boden zu gewinnen suchte. Die 3. Armee war 
zu dieser Schlacht auf 23 Divisionen verstärkt worden. Der Angriff traf aus 
9 Divisionen und ein Dutzend Landsturmbataillone, die von Plava bis 
Monfalcone aufgereiht standen und im splitternden Karstgestein, in zersetzten 
Weinbergen, aus ummauerten Kirchhöfen, auf nackten Kuppen und in den
	        
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