Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

374 Der Feldzug im Osten vom 29. Aug. 1916 bis 23. Nov. 191? 
Die Artillerieschlacht wütete den ganzen Tag und mischte ihre Donner 
mit den Entladungen schwerer himmlischer Gewitter, die am Nachmittag 
rauschend über das Schlachtfeld zogen und die Flieger zum Niedergehen 
zwangen. In der Nacht auf den 1. Juli stürmte russische Infanterie hie 
und da gegen die zerschossenen Linien und richtete sich im Niemandsland 
ein. Der Verteidiger konnte sie nicht daran hindern. Er lag in seinen zer¬ 
störten, vergasten Stellungen und in brennenden Dörfern gebannt, hielt 
seine Artillerie bereit und wartete auf den Massensturm. 
Am 1. Juli rief Alexej Gutor seine Armeen zum Angriff, der alsbald 
mit furchtbarer Gewalt über die Verteidiger von Brzezany und Koniuchy 
hereinbrach. Brussilow eilte selbst nach vorn, um ihn zu leiten, Kerensty 
fuhr in der Aniform eines einfachen Soldaten durch die Reihen der Todes¬ 
bataillone, die geschworen hatten, ihrLeben für den Sieg zu geben, und rief 
ihnen die Worte „Sieg, Frieden und Freiheit" als Schlachtgeschrei zu. 
Englische und französische Offiziere sprangen an die Riesengeschühe und 
richteten sie mit eigenen Länden auf den Feind. Von wilder Verzweiflung 
und namenloser Begeisterung getragen, erhoben sich die Divisionen der von 
General Bjekewitsch geführten 7. Armee und die Divisionen der von General 
Gutor geführten 11. Armee zum Sturm. 
Die Gewitter hatten den Limmel rein gefegt. Strahlende Sonne stand 
über der Schlacht. Deutsche, Österreicher, Angarn und Türken lagen mit 
gelichteten Verbänden in den bestürmten Gräben, gegen die sich fünffache 
Übermacht heranwälzte. Von der Narajowka bis zum Strypagrund stürmte 
der Angreifer in dichten Massen an, um das Zentrum und den linken Flügel 
der Südarmee und das Flügelkorps der k. und k. 2. Armee auseinanderzu¬ 
sprengen und auf Pomorzany durchzubrechen. 
Brzezany, Koniuchy und die Strypadörfer zwischen Zborow und Arlow 
wurden wütend angefallen. Der Russe packte die Außenstellungen von Brze¬ 
zany von drei Seiten. Er suchte Brzezany von Süden, Südosten und Osten zu 
umfassen, Bothmers Zentrum nach Norden ins Zlota-Lipatal zu werfen und 
aufzurollen. Am 9 Ahr morgens setzte die russische Artillerie die Feuerwalze 
in Gang und schob sie vor den stürmenden Massen ihrer Infanterie her in die 
Tiefenzone der Vetteidigung. Auf dem linken Flügel des Angreifers ver- 
weigette eine russische Division den Sturm, da sie wußte, daß an der Nara¬ 
jowka der Tod lauerte, aber gegen die flachen Türkengräben von Popielicha 
und Mieczyfzczow, die verschütteten Linien der 15. Reservedivision an der 
Obreczowahöhe und die zermalmten Stellungen der 24. Reservedivision in der 
Zlota-Lipamulde und auf den Längen der Lysonia setzte sich Staffel aus 
Staffel in Bewegung und stürmte mit ungeheurem Schwung. Drei finnlän- 
dische Divisionen des HI. Korps drangen aufDjewad-Paschas 20. Division 
ein und bemächtigten sich in blutigen Kämpfen der türkischen Gräben, vermoch¬ 
ten aber das grimmig vetteidigte Mieczyfzczow nicht zu nehmen. In Gruppen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.