Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

364 Der Feldzug im Osten vom 29. Aug. 1916 bis 23. Nov. 1917 
Das war zur Zeit, da die Rumänen noch mit der Miene des Siegers 
auf dem Boden Siebenbürgens standen und die dünnen Postenketten der 
Österreicher langsam vor sich her gen Norden und Westen scheuchten. Als 
die rumänischen Armeen vier Wochen später geschlagen waren und ver¬ 
zweifelten Mutes die Pässe der Transsylvanischen Alpen gegen die An- 
stürme Falkenhayns verteidigten, während Mackensen in der Dobrudscha 
siegreich vonTopraisar über Konstantza auf Baba Dagh rückte, rief Brussilow 
seine Armeen trotz ihrer Erschöpfung zum drittenmal zum Entlastungsangriff. 
Am 5. Oktober entbrannte an der Narajowka die dritte Schlacht, am 29. Ok- 
tober hallte die wolhynische Front von neuen Massenstürmen bei Swiniuchy. 
Die Südarmee schlug die Angriffe abermals ab, die Leeresgruppe Linsingen 
sing den Ansturm in Wolhynien vor Sokal auf und ballte sich rasch aufs 
neue. Als der Russe erschöpft zurücksank, schritten die Verbündeten zum 
Gegenangriff. Bothmer warf den Feind über die Narajowka zurück und 
gewann südwestlich von Vrzezany Raum, Linsingen eroberte am Stochod 
verlorenes Gelände, und Woyrsch warf am 9. und 10. November Nagosa 
mit Antersiützung Linsingens und Eichhorns aus den Stellungen von Skro- 
bowa, die der Russe in der blutigen Sommerschlacht erobert hatte. 
Im Dezember schwoll die Russensiut zum viertenmal an. 
Als Mackensen mit scharfen Schwertstreichen gegen Rimnieu-Sarat 
und Braila vorrückte, und Arz v. Straußenburg im Trotusgebiet angriff, 
gingen die Russen in den Karpathen zu Entlastungsstürmen über, um die 
Nordflanke der Verbündeten zu bedrohem Leschitzki setzte der k. und k. 
7. Armee und den in ihrem Verband kämpfenden deutschen Divisionen 
hart zu. Bei Dorna Watra, bei Jakobeny und Kirlibaba auf dem rechten 
und bei Jablonika unweit des Tartarenpasses auf dem linken Flügel der 
7. Armee wurde schwer gekämpft, aber das deutsche Karpathenkorps und 
Erzherzog Josefs Divisionen dämmten den Schwall. Die russischen Armeen 
sanken erschöpft zwischen ihren Toten und Verwundeten nieder und begruben 
ihre letzten Hoffnungen. 
Es begann in ihren Reihen zu gären, und all das vergossene Blut kam 
über das Laupt des Zaren, der sich im August 1915 hatte verleiten lassen, 
den Oberbefehl zu übernehmen, und nun für alle Mißerfolge verantwottlich 
gemacht wurde. Aus dem Blut, das Brussilow im Sommer auf der Steppe 
Podoliens und in den Sümpfen Wolhyniens verschwendet, keimte der Samen 
der Auflehnung. Sendlings der sozialistischen Linken und geheime Boten 
des terroristischen Kommunismus überschwemmten die russischen Quartiere 
und flüsterten ihre Leilslehren in die Schützengräben. Bon Riga bis Rem 
sproßte, hier dünn und zögernd, dort dicht und drängend die verderbliche 
Saat. Solange Liberalismus und Sozialismus die Oberhand hatten und 
der Kommunismus nur in einzelnen Köpfen spukte, richtete sich die Be¬ 
wegung weniger gegen den Krieg als gegen das zaristische Regiment. Trotz-
	        
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