Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

354 Der Kampf um den Frieden im Jahre 1917 
Als Lloyd George am 20. April nach Paris zurückkehrt, findet Sixtus 
seine Tür wiederum geöffnet, Ribot dagegen entzieht fich allen Versuchen 
des Prinzen, die Unterhandlungen fortzusetzen. Lloyd George bringt schlimme 
Kunde. Sonnino hat den Verbündeten offen erklärt, daß Italien keinen 
Sonderfrieden mit Österreich schließen könne, ohne seine Kriegsziele erfüllt 
zu sehen. Das Kabinett stehe und falle mit dem Grundsatz der „Terra, 
irredenta“. Weiche die Regierung davon ab, so werde fie vom Volk 
hinweggefegt, der König verjagt, und die Republik ausgerufen werden, 
um den Krieg mit den gleichen Zielen bis zum Äußersten fortzusetzen.. 
Sonnino verlange daher die Brennergrenze, Dalmatien und alle Inseln 
an der dalmatischen Küste und lasse höchstens zu, daß man über die 
Stellung Triests unterhandle. Lloyd George erklärt dem Prinzen, daß 
England und Frankreich Italien nicht fallen lassen könnten, Karl müsse 
daher das ihm angesonnene Opfer bringen, wenn Österreich wirklich den 
Frieden wolle. 
Lloyd George benützt die Gelegenheit, seinem Zuhörer Worte für Kaiser 
Karl mitzugeben, die Österreichs Vertrauen in Deutschland schwächen sollen-. 
Er sagt: „Ich verstehe Österreichs Empfindungen gegenüber Italien sehr gut.. 
Italien hat Österreich trotz des Bündnisses im Stich gelassen, um sich uns 
anzuschließen, aber Österreich wird trotzdem gezwungen sein, den Italienern 
nachzugeben. Selbst wenn Rußland geschlagen das Feld räumt, sind wir 
mit Äilfe der Amerikaner im Stand, den Krieg unbegrenzt fortzusetzen. 
Ich habe bei der Aufstellung meines Programms nicht auf die Amerikaner 
gerechnet, und die Verluste in Betracht gezogen, die sich aus dem I7-Boot- 
krieg ergeben werden. Deutschland wird uns niemals aushungern. Wir 
werden unser ganzes Landgebiet unter den Pflug nehmen und uns selbst 
genügen. Wir werden unsere Wälder niederschlagen, um Äolz zu gewinnen, 
wir werden dem Boden alle Kohlen, alles Erz entreißen, wir werden nie- 
mals aufhören zu kämpfen..." 
Der Prinz amwortet, er werde dem Kaiser nahe legen, die Forde¬ 
rungen Italiens zu bewilligen. Der Brite will die Blöße benützen, die 
Kaiser Karl sich gegeben hat, und mehr von Österreichs Röten hören. 
Als Sixtus sich bereit zeigt, ihm die Antwort Karls nach London zu¬ 
bringen, spricht er ihm dafür seinen Dank aus und schließt die Anter- 
redung mit dem Ausdruck der Überzeugung, daß es vorteilhafter sei, die 
Angelegenheit unter sich zu behandeln. „Together“ sagt er zutraulich — 
er hält offenbar nicht viel von dem unsicher auftretenden Ribot, der von 
der Kammer gegängelt wird, während der Gäle das britische Llnterhaus- 
am Zügel führt. 
Zwei Tage später bringt Jules Cambon dem Prinzen die Mitteilung, 
daß die französische Regierung das Angebot Kaiser Karls ablehne. Ribot 
kehrt Sixtus angesichts der schroffen Lalrung Sonninos ängstlich den Rücken-.
	        
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