Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

16 Der Feldzug im Westen vom 1. Nov. 1915 bis 1. Juli 1916 
sich schwer an die Räder von Fuhrwerken und Geschützen, die in ununter¬ 
brochenem Strom auf das auserwählte Schlachtfeld ziehen. Erst am 19. Fe¬ 
bruar, nach 14' langen Tagen, klärt sich der graue Limmel. Scharf weht 
der Wind. Im Maastal zerflattern bleifarbene Nebelschwaden, die kantigen 
Amriffe des Fort de Douaumont tauchen aus verblassendem Dunst. Deutsche 
Flugzeuge steigen auf. Sie stoßen gen Verdun vor und spähen in den Kessel, 
in dem die Maasfeste gebettet liegt. 
General Äerr erhöht die Bereitschaft seiner Artillerie und macht den 
Oberbefehlshaber der französischen Mittelfront, General de Langte de Cary, 
auf die drohenden Zeichen aufmerksam. Verdun gerät in Anruhe. Der 
Präfekt erhält den Befehl, alle Gemeinden auf der C6te Lorraine zu räumen. 
Kurz darauf werden auch die Bewohner der Festung angewiesen, die Stadt 
zu verlassen. De Langte de Cary befiehlt, die Reserven der 2. Armee dicht 
um Verdun zusammenzuziehen. Aber der Deutsche ist rascher. Bevor de 
Langte die Stadt geräumt sieht und seine Reserven vom linken auf das rechte 
Afer vorgeführt hat, bricht der Angriff los. 
Der Angriff auf die Vorhöhen der Nordoftfront 
Am 21. Februar entsendet das 38-Zentimeter-Langrohr, das bei Billy 
im Zentrum der deutschen Angriffsfront aufgebaut ist, als Signalschuß eine 
Granate gegen die Zitadelle von Verdun. Es ist 5 Ahr morgens. Die Schlacht 
erwacht. 
Auf der ganzen Linie von Consenvoye bis Azannes bricht das Trommel¬ 
feuer der deutschen Batterien los. Es zerschlägt die Buschwälder an der 
Nordkante der Woävre und kämmt die Steilwände der Maashöhen. Zer¬ 
störend wälzt sich der Feuerorkan über die Grabenstellungen im weitgespannten 
Vorfeld vor den Dörfern Brabant, Laumont, Beaumont, Ornes hin und her 
und wirft sich dann auf die schweren Batterien und die festen Werke, die 
der Franzose in der Raumtiefe zwischen Vacherauville—Lardaumont und 
der Fortskette Belleville—Tavarmes errichtet hat. Langrohre und Laubitzen 
zerstampfen den 10 Kilometer breiten und 9 Kilometer tiefen Geländeaus¬ 
schnitt. Der Feind antwortet aus allen Schlünden, aber sein Feuer zer- 
flattert. Die Aberraschung ist geglückt. Der Tag steigt. Dunstige Luft 
hängt träg im Schlachtgelände und schwängert sich mit Pulverrauch und 
Giftschwaden. Das deutsche Feuer greift noch weiter aus und legt sich 
schwer auf die französischen Anmarschwege. Bis zu den Maasbrücken fliegt 
die eiserne Saat. Je rascher die Zermürbung der französischen Stellungen 
gedeiht, desto sicherer winkt dem Angreifer Erfolg. Ehe der Verteidiger 
seine Reserven aus den Argonnen herangezogen und vom linken Maas¬ 
ufer über den Fluß geführt hat, muß Mudras Infanterie im Besitz des
	        
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