Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

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Das Bekenntnis zum 17-Bootkrieg 
Indien, Irland, Persien, Polen, Ägypten, Marokko und Tunesien wurden 
Wilson dankbar die Lände entgegengestreckt, im ungarischen Abgeordneten¬ 
haus aber stand Tisza auf und wandte sich scharf gegen die schroffe Aus¬ 
legung des Nationalitätenprinzips. Im englischen Unterhaus erklärte 
Lloyd Georges Gehilfe, Bonar Law, der Führer der Unionisten, kühl, daß 
Wilsons Vorschlag „nicht völlig utopisch" sei, um dann hitzig auszurufen, 
der Friede der Welt müsse dadurch gesichert werden, daß man die deutsche 
Militärmacht zerbreche. Frankreich schwieg. 
Deutschland aber zückte unter dem Eindruck, den die Ablehnung seines 
Friedensangebotes und die Androhung des Vernichtungskrieges geschaffen, 
und unter dem Zwange, den der Übergang des Westheeres zur gebundenen 
Abwehr und die Not des darbenden Volkes seiner Kriegführung auferlegte, 
die letzte Waffe und holte zum tödlich gedachten Streich gegen Gro߬ 
britannien aus. 
Die Stunde der Erklärung des unbeschränkten Anterseebootskrieges 
war gekommen. 
Das Bekenntnis zum O-Bootkrieg 
Am 9. Januar saßen im großen deutschen Laupt quartier zu Pleß 
um die Mittagsstunde der Reichskanzler v. Bethman» Lollweg, General¬ 
feldmarschall v. Lindenburg und General Ludendorff in ernster, vom Ge¬ 
fühl schwerster Verantwortung erfüllter Stimmung am Beratungstisch. Der 
Kanzler wußte, daß er der praktischen Entscheidung über den 17-Bootkrieg 
nicht länger ausweichen konnte. Die Marine drängte, die öffentliche Mei¬ 
nung war durch die Frage zerklüftet und aufgestört worden, das vom 
Lunger gepeinigte, sich notdürftig von Steckrüben sättigende Volk begann, 
den Siegesglocken das Ohr zu verschließen, die mit amerikanischen Granaten 
überschüttete, von Materialschlachten gepeinigte Armee verlangte Ent¬ 
lastung, und der Kaiser war der entschlossenen Forderung der Obersten 
Leeresleitung gewichen und wartete — im Innersten vielleicht immer noch 
schwankend — darauf, seinen Namen unter die Erklärung des II-Boot- 
kriegB zu setzen. 
In dieser Sitzung wurde die Folgerung aus der grundsätzlichen Ent¬ 
scheidung gezogen, die im September gefallen war. 
Bethmann faßte noch einmal das Für und Wider der Schicksals¬ 
frage des deutschen Volkes zusammen und kam zu dem Ergebnis, daß der 
Entschluß zum Eintritt in den I7-Vootkrieg von der Wirkung abhängig 
sei, die man von ihm erwarten könne. Die Marine glaube, England bis 
zur nächsten Ernte auf die Knie zu zwingen, die Aussichten seien sicher auch 
recht günstig, aber beweiskräftig ließen sie sich nicht hinstellen. Auf der andern 
Seite müsse man darüber klar sein, daß große militärische Schläge ange-
	        
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