Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Das Friedensangebot der Mittelmächte 289 
den Gegnern in dem geschichtlichen Augenblick mit der Entfesselung der 
äußersten Kraft, da Mackensen Bukarest gewann und die Mittelmächte die 
Welt durch eine Friedensbotschaft überraschten. 
Das Friedensangebot war von dem österreichisch-ungarischen Minister 
des Äußern, Baron Burian angeregt und von Bethmann Lollweg zu einer 
Bundeshandlung gestaltet worden, um Österreich von einem Sonderschritt 
zurückzuhalten. Es war der erste unmittelbare Versuch, den Frieden herbei- 
zuführen, so lange Deutschland der feindlichen Koalition noch überall sieges¬ 
bewußt, von Feind und Freund ob seiner Kraft beneidet und gefürchtet, 
die Stirn bot. Friedrich der Große sagt in seinen Generalprinzipien vom 
Kriege: „Politik und Kriegskunst müssen sich beim Entwerfen von Feld¬ 
zugsplänen die Land reichen." Das gilt auch beim Entwerfen von 
Friedensmanifesten, und in diesem Sinne hatte die deutsche Staats- 
leitung gehandelt, als sie nach der Schlacht bei Lermannstadt daranging, 
eine Kundgebung zu entwerfen, durch welche die Entente zu Verhand¬ 
lungen geladen wurde. 
Die deutsche Leeresleitung willigte ein. Sie betrachtete die Lage da¬ 
mals unter drei Gesichtspunkten. Es handelte sich nach Ludendorffs Auf¬ 
fassung entweder um Frieden oder um eine Niederlage ohne uneingeschräntten 
II-Bootkrieg oder aber um die Möglichkeit durch den 17-Bootkrieg zu siegen, 
indem man zur See zum Angriff überging, während das Landheer sich der 
Gegner in der Verteidigung erwehtte. 
Am 3. Oktober war alles bereit, der Kaiser für den Schritt gewonnen 
und zum Träger einer wirkungsvollen Kundgebung gemacht, aber Linden- 
bürg und Ludendorff gaben ihre Zustimmung zur Veröffentlichung des 
Manifestes erst, als die Walachei erobett war und die Abwehrschlachten an 
der Somme und die Annahme des Lilfsdienstgesetzes die mllitärische Lage 
gefestigt hatten, über die Tatsache, daß inzwischen die politische Lage 
durch die Ausrufung des Königreiches Polen geschwächt und daß dadurch 
die Friedenskundgebung verschüttet worden war, schritt man leichten 
Fußes hinweg. 
Als die Friedensbotschaft am l2. Dezember verkündet wurde, ging 
eine gewaltige Bewegung durch die Lande, aber sie verebbte so rasch, wie sie 
gekommen war, denn dir Ententemächte dachten nicht daran, der Aufforderung 
zu folgen, die in der Sprache des Siegers abgefaßt war und keine bestimmten 
Vorschläge enthielt. Die Note, die sämtlichen neutralen Staaten und dem 
päpstlichen Stuhl zugestellt wurde, erklärte, daß die vier verbündeten Mächte 
zur Verteidigung ihres Daseins und ihrer nationalen Entwicklungsfreiheit 
gezwungen worden seien, die Waffen zu ergreifen, umschrieb die günstige 
militärische Lage des Vierbundes, sprach von der Bereitschaft, den Kampf 
bis zum Äußersten fortzusetzen, und endete mit dem Vorschlag, in Friedens¬ 
verhandlungen einzutreten. 
Stegemanns Geschichte des Krieges IV is
	        
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