Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Betrachtungen zur Seeschlacht am Skagerrak 277 
um die Frage des II-Bootkrieges der Entscheidung zuzuführen. Der Reichs¬ 
kanzler v. Bethmann Lollweg, Feldmarschall v. Lindenburg, General 
Ludendorff, Admiral v. Loltzendorff, Staatssekretär Admiral v. Capelle 
als Nachfolger des Admirals v. Tirpitz, der Staatssekretär des Äußern 
v. Iagow, Staatssekretär v. Lelfferich und Kriegsminister General Wild 
v. Lohenborn waren um den Kaiser versammelt. Die Entscheidung wurde 
noch einmal aufgeschoben, aber grundsätzlich beschlossen, sie in die Lände 
der Obersten Leeresleitung zu legen. Ludendorff wollte angesichts der 
Bindung sämtlicher Streitkräfte im Osten, im Westen und auf dem Balkan 
die Lerausforderung der Neutralen vermeiden, bis man an der dänischen 
und der holländischen Grenze zum Widerstand gerüstet war. Bethmann 
begnügte sich damit, wiederum Zeit gewonnen zu haben, und ließ sich um 
diesen Preis die unsicher gehandhabte politische Führung entwinden. Fortan 
wurde der I7-Bootkrieg ganz unter militärischen Gesichtspunkten betrachtet 
und politischen Erwägungen entrückt. 
Die Marine begann, sich auf die Entfesselung des 17-Bootkrieges 
vorzubereiten, indem sie zunächst den Wirkungskreis der Waffe erweiterte, 
den Landelskrieg in die nordischen Gewässer trug und Verstärkungen ins 
Mittelmeer entsendete. Gleichzeitig brachte sie zwei Kreuzer, die „Möve", 
die schon einmal die Blockade gebrochen hatte, und den „Wolf" ins offene 
Meer und suchte zunächst die rückwärtigen Verbindungen der Feinde unter 
Beobachtung der Prisenordnung so viel als möglich zu schädigen. Dies 
gelang in bedeutendem Amfang. Am Nordkap, im Atlantic, im Stillen 
Ozean und im Ägäischen Meer fiel deutschen Anter- und Aberwasserkreuzern 
Schiff auf Schiff zum Opfer. Der Nachschub der russischen Armeen und 
der Orientarmee begann ernstlich zu stocken, und in England und Frankreich 
wuchs die wirtschaftliche Bedrängnis. Aber es gelang den Deutschen nicht, 
den Verkehr so zu unterbinden, daß die Armeen der Entente dadurch zur 
Einstellung ihrer Angriffe gezwungen worden wären. Wohl schmolz der 
Frachtraum, dessen die Alte Welt bedurfte, um sich zu ernähren, aber die 
englische Landelsflotte ertrug noch manchen Aderlaß, ohne zu verbluten, 
von der Welttonnage, die im Dienste der Entente fuhr oder von ihr zu 
Diensten gezwungen werden konnte, ganz zu schweigen. 
Als das Jahr 1916 zu Ende ging, berechnete die deutsche Marine- 
leitung die Verluste des feindlichen Landelsschiffraumes seit Beginn des 
Krieges auf 4 Millionen Vrutto-Registertonnen, und am 22. Dezember 
erging aus den Stuben des Admiralstabes eine Denkschrift an Lindenburg, 
in der der Schiffsraum, der das Jnselreich mit Kriegs- und Erhaltungs¬ 
mitteln versorgte, als Englands Rückgrat bezeichnet und auf 10 und SU Mil¬ 
lionen Tonnen angeschlagen wurde. Loltzendorff schrieb: „Ich stehe nicht 
an zu erklären, daß wir, wie die Verhältnisse jetzt liegen, mit dem unein¬ 
geschränkten I7-B ootkrieg England in fünf Monaten zum Frieden zwingen
	        
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