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Betrachtungen zur S eeschlacht am Skagerrak 273 
und von dem britischen Kreuzeradmiral durchgefochten worden, „solange 
seine Zähne hielten". Als Zellicoe sie bei schwindendem Licht mit dem Ein¬ 
sah der vollen Kraft erneuerte, nahm die deutsche Flotte den Kampf mit 
der britischen Armada ohne Zaudern auf und bot ihr im Angriff und in 
der Verteidigung mit Glück und Geschick entschlossen Trotz. 
Der Brite focht seines alten Ruhmes würdig und behauptete im Be¬ 
wußtsein seiner zahlenmäßigen Überlegenheit das siüssige Feld, war aber 
nicht imstande, den Gegner in seinen Retzen zu verstricken und zu schlagen, 
geschweige denn zu vernichten. Angeschlagen kehrten die Deirtschen aus 
einem Seekampf zurück, in dem sie stundenlang gegen gewaltige Übermacht 
gefochten und dem Feind sehr schwere Verluste beigebracht hatten. Der 
Verfolgung spottend, zogen sie geschlossen gen Lorns Riff. Der Brite 
büßte in der Schlacht mindestens 130 000 Tonnen, der Deutsche rund 
60 000 Tonnen Kriegsschiffraum ein. Auf den englischen Schiffen waren 
7000 Seeleute, auf den deutschen 2400 Mann in den Tod gesunken. Die 
englische Flotte wär um ein Linienschiff, 3 Schlachtkreuzer, 4 Panzer¬ 
kreuzer, 2 kleine Kreuzer und ein Dutzend Zerstörer, die deutsche um ein 
Linienschiff, einen Schlachtkreuzer, 4 kleine Kreuzer und 5 Torpedoboote 
geschwächt worden. Diese Verluste stehen in keinem Verhältnis zu den 
eingesetzten Kräften und beweisen, daß die Gegner die Schlacht nicht durch¬ 
gefochten haben. 
Die Überlegenheit der Engländer zur See blieb durch die Schlacht 
am Skagerrak unberührt, die Entscheidung über die Seeherrschast, die 
Nelson am 21. Oktober 1805 bei Trafalgar zu Englands Gunsten erkämpft 
hatte, war nicht geändert worden. England beherrschte auch ferner die 
Wogen. Aber der deutschen Flotte erwuchs aus der Schlacht bei Jütland 
der Ruhm, die Sieger von Trafalgar in offener Schlacht bestanden zu haben. 
Die Deutschen hatten Iellicoes moderne, auf der Verwendung der 
Dampfkraft und überlegene Geschwindigkeit aufgebaute Taktik durch den 
veralteten Nelsonschen Zentrumstoß um ihre Wirkung gebracht und den 
feindlichen Schlachtplan in Stücke zerrissen. Sie schieden aus der Schlacht, 
die sie mit brennendem Äerzen gesucht hatten, mit dem Gefühl der Über¬ 
legenheit im Kampfe von Schiff zu Schiff und von Mann zu Mann. Zwei¬ 
mal waren sie mit gesenktem Kopf wie ein Bulle gegen die Mitte der 
Feuerlinie Iellicoes angerannt. Ihre Schießfertigkeit, ihr härteres Geschütz, 
die Furcht vor ihren ferntreffenden Torpedos und die Geschicklichkeit, mit 
der sie ihre Schiffe drehten, hatten Iellicoe verhindert, sie durch das Kreuz¬ 
feuer seiner Breitseiten zu vernichten. Die deutsche Flotte brach den Kampf 
nach Gefallen ab und stand am nächsten Morgen Schiff bei Schiff mit 
wehenden Flaggen vor Lorns Riff. 
Die Engländer hatten in der Schlacht erfahren, daß sie kostbare Kräfte 
auft Spiel setzten, wenn sie sich mit der deutschen Flotte in ein Ringen 
Stegemanns Geschichte des Krieges IV is