Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

262 Der Seekrieg vom 24.Febr. 1915 bis 22.Dez. 1916 
Sturmnacht kam es zwischen stäubenden Wellenkämmen zu wirrem Gefecht. 
Das Torpedoboot 6 194 lief vor den Bug des englischen Kreuzers „Kleo- 
patra" und wurde gerammt, 8 22 lief auf eine Mine und zerbrach. Der 
englische Zerstörer „Medusa" wurde von Fliegerbomben getroffen und 
trieb fieuerlos dem Antergang zu. Der Kreuzer „Andounted" stieß mit 
dem Führerschiff „Kleopatra" zusammen und wurde mit Mühe gerettet. 
Vergebens suchten die deutschen Kreuzer an den Feind zu kommen, der 
Seegang war so gewaltig, daß die Geschütze ins Wasser tauchten und Freund 
und Feind im Wogenprall verschwand. 
Als nach der Frühlingswende bessere Witterung eintrat, stiegen die 
deutschen Marinelustschiffe zu neuen Vorstößen nach England auf. Fünf¬ 
mal hintereinander erreichten sie in den ersten Aprilnächten die englische 
Küste, warfen Bomben auf London, die Lafenanlagen von Sunderland, 
die Lochöfen von Middlesborough, die Batterien von Varmouth und die 
Eisenwerke von Whitby und kehrten bis auf h 15, das über der Themse 
abgeschossen wurde, in ihre Lallen zurück. 
Am 24. April suchte Admiral Scheer den Feind noch einmal zum 
Geschwaderkampf zu locken, indem er einen groß angelegten Vorstoß aufVar- 
mouth und Lovestoft unternahm, aber die englische Flotte zeigte sich nicht. 
Die Luftschiffe beschossen Norwich, Lincoln und Larwich, die Panzerkreuzer 
Barmouth und Lovestoft. Nur vier britische Kreuzer und ein Dutzend 
Zerstörer erschienen im Felde, wechselten mit den leichten deutschen Kräften 
einige Lagen und liefen dann vor den schweren Schiffen davon. Die Eng¬ 
länder verloren zweiWachtboote, die Deutschen brachten den Panzerkreuzer 
„Seydlitz" mit einem Minenleck und 1400 Tonnen Wasser im Vorschiff heim. 
Als Admiral Scheer auf dem Marsche nach Lovestoft war, erreichte 
ihn ein Funkspruch des Admiralstabes, daß der I7-Boothandelskrieg 
jetzt nur noch nach der Prisenordnung geführt werden dürfe. Er beant¬ 
wortete den Befehl mit der Leimberufung der Tauchboote, die noch am 
Feinde standen. Er wollte sie lieber im offenen Kampf verwenden, als sie 
im Kaperkrieg der Vernichtung aussetzen. England frohlockte. 
So war der Landelskrieg, der von Deutschland von Anbeginn des 
Krieges mit unzulänglichen Mitteln geführt worden war, gerade in dem 
Augenblick zerronnen, da das Westheer zum erstenmal von der Wucht der 
Materialschlachten getroffen wurde. Am so heftiger regte sich der Drang 
der deutschen Flotte nach einer offenen Schlacht. And die Gelegenheit 
schien nahe, denn der dritte große Vorstoß des deutschen Kreuzergeschwaders 
hatte die öffentliche Meinung Englands so erregt, daß Balfour, der erste 
Lord der Admiralität, im Anterhaus erklätte, die Deutschen würden streng 
bestraft, wenn sie sich herausnähmen, noch einmal an der britischen Küste 
zu erscheinen. Iellicoe wurde angewiesen, den Feind auf das Schärfste 
zu beobachten, unter günstigen Amständen zur Schlacht zu stellen und zu
	        
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