Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

260 Der Seekrieg vom 24. Febr. 1915 bis 22. Dez. 1916 
der Vereinigten Staaten ruhig entgegensehen und sich fortan mit dem Ge- 
danken tragen konnte, einmal als Friedensvermittler vor die Welt zu treten. 
Der I7-Bootkrieg, der schon durch Geheimbefehle und Zugeständ¬ 
nisse verkrüppelt worden war, ging im Mai 1916 zu Grabe. Er wurde in 
dem Augenblick zur Ruhe gelegt, da er von der Leeresleitung zum erstenmal 
als Lilfe in der Rot angerufen wurde. Es waren die blutigsten Tage vor 
Verdun und kurz vor Beginn der großen russischen Offensive. 
Der Verzicht auf den I7-Boothandelskrieg in einer der Eigenart 
des Tauchbootes entsprechenden Gestalt beraubte die deutsche Kriegführung 
eines wesentlichen Mittels, dem Inselstaat zu Leibe zu gehen. Wohl waren 
deutsche und österreichische I7-Boote im Mittelmeer tätig und versenkten 
zahlreiche Truppen- und Frachtschiffe, die Verstärkungen und Gerät nach 
Saloniki brachten, wohl war es auch im Rahmen des Kreuzerkrieges ge¬ 
lungen, die Zufuhren Englands zu beschneiden, wohl durchbrachen einzelne 
Lilfskreuzer die Fernblockade und erweckten den Kaperkrieg zu neuem 
Leben, wohl belästigten, verwirrten und schädigten die Angriffe der Luft¬ 
kreuzer auf London und die britischen Industriezentren die englische Krieg¬ 
führung in beträchtlichem Maße, aber es gelang der deutschen Flotte weder 
den Kanalverkehr zu unterbinden, noch Teile der britischen Flotte unter 
günstigen Bedingungen zum Schlagen vor der deutschen Bucht zu verlocken 
und mit Übermacht zu vernichten. 
Die Bedrohung der englischen Küsten 
Die Führung der deutschen Flotte zerrte ungeduldig an der Kette, 
die sie kürzer hielt als die ungünstige strategische Lage forderte. Sie kam 
während des Jahres 1915 nicht mehr zum Kampf. Selbst die leichten 
Kräfte trafen selten auf den Feind. Am 18. August 1915 überfiel die II. 
Torpedobootsflottille in der Nähe von Lorns Riff streifende englische Zer¬ 
störer und brachte zwei Boote des Feindes zum Sinken. Das war das 
einzige Gefecht, das im Jahre 1915 noch vom Seekrieg Kunde gab, wäh¬ 
rend Deutschlands und Österreichs Leere Nikolai Nikolajewitschs Armeen 
schlugen und Serbien eroberten. 
Die Schlachtflotte lag als all zu kurz gebundener Kettenhund tatlos 
in der deutschen Bucht gefesselt. 
Die englische Flotte richtete sich unterdessen völlig auf die Fernblockade 
ein und verzichtete sogar auf die Bewachung der Linie, die von den Shet¬ 
landsinseln zur norwegischen Küste zieht, um I7-Bootangriffen aus dem 
Weg zu gehen. Iellicoe nahm seine schweren Schiffe in der Richtung auf 
die Färöer Inseln zurück. Es war England gelungen, die neutrale Schiff¬ 
fahrt zu zwingen, zur Untersuchung ihrer Schiffe Iellicoes Flottenstütz¬ 
punkt auf den Orkneyinseln anzulaufen. Dadurch war die Aufgabe der
	        
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