Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Kämpfe vom t. Oktober bis 13. November 1916 237 
erschöpft, das Gefecht bleibt im Trichterfeld hängen. Am Abend wirft das 
Füsilierregiment Nr. 73 Balfouriers 9. Zuaven in wuchtigem Gegenstoß 
aus dem Nordwestteil des Waldes zurück. Fayolle läßt ab vom Sturm 
und bequemt sich zum Grabenkampf. 
Unterdessen hat Laig frische Divisionen bereitgestellt, um den Erfolg 
des 13. November auszunützen. Er greift am 16. November die Ancre- 
höhen bei Grandcourt umfassend von Westen und Süden an und geht rechts 
anschließend gegen die Butte de Warlencourt vor. Es ist der letzte große 
Angriff der Briten. Aber der Glückswurf, der am 13. November aus dem 
Becher rollte, kehrt nicht wieder. Der Angriff mißlingt. Laigs linker Flügel 
flutet zerschlagen zurück, der rechte erreicht zwar Grandcourt und den Auf¬ 
stieg zur Löhe von Warlencourt, wird aber am Abend unter schweren 
Verlusten gegen Le Sars zurückgedrängt. 
Die „Butte", die Trümmer von Le Transloy, die Dorfstätte von 
Saillisel und der Wald von St. Pierre-Vaast sind in deutschem Besitz 
geblieben. 
Die Schlacht an der Somme brennt langsam aus. An der Butte de 
Warlencourt und am St. Pierre-Vaastwald hat sich der letzte Ansturm 
der Alliierten gebrochen. 
Tieferschöpft liegen die Gegner sich im Trichterfeld gegenüber. Bonder 
Ancre bis zur Tortille dehnt sich eine verschlammte Kraterlandschaft, in 
der die Dorfstätten zu Schotter zermahlen sind, die Leichen ausgewühlter 
Gefallener faulen, und die Lebenden in Kot und Grauen ausharren. 
Die Angreifer liegen am Ostrand des Schlachtfeldes, das sie in fünf 
Monaten von Westen nach Osten abgesteckt, mit 30 Millionen Granaten 
und Minen umgewühlt und zur Wüstenei gemacht und mit einem Verlust 
von mehr als einer halben Million Menschen gewonnen und behauptet 
haben, vor ungebändigtem Feind fest. Sie sind von La Boiselle bis Sailly 
in grader Linie 18 Kilometer, von Becquincoutt bis La Maisonette 8 Kilo¬ 
meter vorgerückt. Sie haben weder Bapaume noch Peronne erreicht und 
die deutsche Front nicht gesprengt. Aber der Deutsche hat etwa 80 000 Ge¬ 
fangene und 350 Geschütze verloren, und in dem ungleichen Riesenkampf, den 
er gegen drei- bis zehnfache Übermacht bestand, die Blüte und den ersten 
Nachwuchs des in zweijährigem Kriege geschulten Leeres geopfert. Noch 
steht er aufrecht, noch hält er im Westen dem Anprall des britischen Imperiums 
und der weißen und schwarzen Armeen Frankreichs stand, noch ist er fähig, 
die erliegenden Armeen Osterreich-Üngarns im Osten zu entsetzen und die 
Massenangriffe der Russen siegreich abzuwehren, noch besitzt er die Kraft 
und den stürmenden Mut, einen Bewegungsfeldzug großen Stiles zu führen 
und den neuen Feind, die Rumänen, niederzuschlagen, aber die Toten, 
die er in der Sommewüste, in den wolhynischen Sümpfen und in der Walachei 
begräbt, stehen nicht mehr auf, Verbündete wachsen ihm nicht mehr zu und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.