Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

152 Der Feldzug in Rumänien vom 28. Aug. 1916 bis 19. Jan. 1917 
festung Tutrakan und dem Orte Dobric, der Kopfstation der Dobrudscha- 
bahn, auf den Augenblick wartete, selbst zum Angriff überzugehen. Ein 
rumänisches und ein russisches Korps bildeten die stark verankerte Vorhut 
der russischen Hauptmacht, die aus Beßarabien im Anmarsch war und sich 
der Bahn Tulcea—Dobric und des Seewegs bediente, um über Medgidia 
und Konstanha heranzurücken und sich in Staffeln an der Bahnstrecke Med. 
gidia—Topraisar—Kara Omer—Dobric zum Vormarsch in die bulgarische 
Nordostflanke aufzubauen. Den Russen, die von Tulcea südwärrs zogen, 
um auf dem uralten Leerweg in die trazischen Gefilde zu gelangen, leuchteten 
die Kuppeln der Lagia Sofia als politische Fata Morgana am Lorizont. 
Sie glaubten nicht, daß der Bulgare der russischen Fahne feindlich entgegen¬ 
treten werde, und sahen sich schon laubbekränzt auf dem alten Siegeswege 
nach Konstantinopel. 
Die Kämpfe bei Dobric und die Eroberung Tutrakans 
Mackensen erkannte, daß nur ein überraschender Schlag Erfolg ver¬ 
sprach, und trieb Bulgaren und Deutsche — die Türken waren erst im An- 
zug — in Gewaltmärschen gegen Tutrakan und Dobric vor. Er verfügte 
über die bulgarische 3. Armee, die General Toscheff befehligte und die 3 Divi¬ 
sionen umfaßte. Eine schwache deutsche Abteilung unter Oberst Bode bildete 
den Kern dieser aus Linie und Landsturm zusammengesetzten Streitmacht. 
Mackensen überschritt in der Nacht auf den 2. September die Grenze und 
warf sich unversehens auf den Feind. Der rechte Flügel griff Dobric an und 
nahm die Stadt nach zweitägigem Kamps. Die einrückenden Bulgaren 
wurden als Befreier empfangen. Anter schweren Verlusten wichen Rumä¬ 
nen und Russen fechtend von Dobric gen Norden. General Aslan, der den 
Befehl in der Dobrudscha übernommen harte, suchte dem Rückzug zu steuern 
und sandte Verstärkungen von Tutrakan und Medgidia gen Kara Omer. 
Sie gruben sich an der Bahnlinie und aus den Lügeln zwischen Dobric und 
Kara Omer ein und brachten die Verfolgung zum Stehen. Vergebens 
suchte Toscheff bei Kara Agac durchzubrechen. Er war zu schwach an Ar¬ 
tillerie und in seinen Bewegungen zu ungelenk, dem Feind den Vorteil und 
die linke Flanke abzugewinnen. Als er nach blutigen Anläufen den Angriff 
aufgab, gingen Russen und Rumänen zum Gegenstoß über. Die 61. Russen- 
división und eine aus österreichischen Überläufern und Gefangenen gebildete 
jugoflawischeDivision machtenToscheff schwer zu schaffen, aber der bulgarische 
Soldat schlug sich brav, stemmte sich fest und gab Dobric nicht mehr heraus. 
Unterdessen führte Mackensen den Lauptangriff mit verstärktem linkem 
Flügel an der Donau, indem er das V. Korps Aslans kurzerhand über¬ 
rumpelte und auf Tutrakan zurückwarf.
	        
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