Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Aufmarsch der Rumänen 147 
auferstanden, entgegentraten, kamen ihnen Zweifel an der Richtigkeit ihrer 
Stellungnahme im Weltkriege. 
Diese Zweifel wurden von der Diplomatie der Entente und von der 
russophilen Partei des Landes fleißig genährt und schossen rasch in die Lalme. 
Nur der Laß, der die Bulgaren gegen Rumänien beseelte, und der Glanz 
der deutschen Waffen hielten Bulgarien im Lager der Mittelmächte fest. 
Lätte Rumänien nicht im Balkankrieg dem Streit um die Legemonie in 
Mazedonien dadurch ein Ende gemacht, daß es Bulgarien in den Rücken 
marschierte, die Süddobrudscha besetzte und den Bulgaren den Frieden von 
Bukarest aufzwang, so wäre es dem Zaren Ferdinand in den kritischen August- 
tagen des Jahres 1916 sicher nicht gelungen, sein Volk zum Kampf gegen 
die Rumänen zu führen. Drei Tage rangen in Sofla die verschiedenen poli¬ 
tischen Einflüsse, zauderte das Kabinett Radoslawow den entscheidenden 
Schritt zu tun, dann fiel der Entschluß zugunsten der Mittelmächte. Deutsch- 
land und Österreich erkannten Bulgariens Ansprüche auf die Dobrudscha an. 
Als am 1. September die bulgarische Kriegserklärung erfolgte, atmete 
man in Berlin und Wien leichter, aber an einen konzentrischen Vormarsch, 
der die doppelt flankierte Walachei binnen vier Wochen eingekreist und die 
rumänische Armee im Kessel von Bukarest zusammengedrängt und von der 
Moldau abgeschnitten hätte, war nicht zu denken. 
Trotzdem schlug Bulgariens diplomatisches Zögern dem Vierbund 
zum Vorteil aus. Rumänien hatte nie ernstlich mit einem von Süden drohen- 
den Angriff gerechnet und sich darauf verlassen, daß das Aufpflanzen der 
russischen Fahne in der Dobrudscha genügen werde, die Bulgaren von einem 
Einfall abzuhalten. Als die bulgarische Kriegserklärung auf sich warten 
ließ, wurde die Aufmerksamkeit der rumänischen Staatsmänner vollends 
von der Donaufront und der Dobrudscha abgelenkt. Man glaubte in Bukarest, 
sich ganz gegen Siebenbürgen wenden zu können, und traf an der Donau und 
in der Dobrudscha keine weitgreifenden Maßnahmen. Die rumänischen 
Armeen zogen mit Roß und Wagen über die Pässe der Transsylvanischen 
Alpen, um ins Marostal hinabzusteigen und die Flanke der Österreicher 
aufzurollen. 
Der Aufmarsch der Rumänen 
Die Rumänen rückten mit 4 Armeen ins Feld. Die Angriffsmasse be¬ 
stand aus der 1., 2. und 4.Armee, die alsbald gegenSiebenbürgen vorbrachen. 
Die 3. Armee, die nur wenige Divisionen zählte und schon vor der Kriegs- 
erklärung durch das russische XXXXVTI. Korps verstärkt worden war, 
stand in der Dobmdscha aufmarschiert. Zwischen Bukarest und der Donau 
lag eine Generalreserve. Der Oberbefehl ruhte in den Länden des Königs,
	        
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