Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Der Eintritt Rumäniens in den Krieg 
£\>utrtättien trat seinen Schlachtengang voll großer Loffnungen an. 
■V V(B war mit politischen Versprechungen und militärischen Geschenken 
seiner Verbündeten überhäuft und durch Drohungen Rußlands zum letzten 
Entschluß getrieben worden. Beide Lager hatten um seine Gunst gerungen, 
aber die Mittelmächte waren nicht in der Lage, ihm mehr zu versprechen als 
Beßarabien, und mußten den Schatten König Karols beschwören, um die 
rumänische Regierung zum Stillsitzen zu veranlassen. Die Beschwörung 
versagte. Das Kabinett Bratianu zog aus der Ungunst der militärischen 
Lage der Entente Vorteil, indem es sich so lange stillverhielt, als die Ver¬ 
hältnisse irgend gestatteten. Erst als Verdun dem deutschen Anprall wider¬ 
stand, die Österreicher von ihrem Angriff aufSchio und Bassano nach Osten 
gerufen wurden, um die Katastrophe von Luzk zu beschwören, und die Schlacht 
an der Somme die Deutschen in bedrängte Abwehr zurückwarf, begann man 
sich in Bukarest ernsthaft mit dem Gedanken an einen großen Feldzug auf 
der Seite der Entente zu beschäftigen, für den die leidenschaftliche Königin 
geschäftig warb. Wohl war Bratianu entschlossen, den Krieg, der Österreich- 
Ungarns Zerfall näherrückte, nicht vorübergehen zulassen, ohne das Schwert 
zu ziehen, aber man hätte die Schneide lieber nur zur Verteilung der 
Beute als zu einem Kampf auf Leben und Tod gezückt. 
Der Augenblick, das blutige Spiel zu wagen, war im August 1916 ge¬ 
kommen. Trotzdem zögerte Rumänien. Der Preis, den die Entente cordiale 
zu bezahlen willens war, erschien den vom Glück verwöhnten Rumänen noch 
nicht hoch genug. Sie verlangten nicht nur die Erfüllung ihrer politischen 
Wünsche und allerlei Kriegsgerät, sondern auch militärische Sicherheiten. 
Das Beispiel Italiens warnte. Salandra-Sonnino hatten sich Trient und 
Triest und die Hegemonie in der Adria versprechen lassen, aber die Kräfte 
der Mittelmächte unterschätzt, als sie zum Kriege schritten. Das italienische 
Schwert, das mit stolzer Gebärde in die Wagschale geworfen worden war, 
hatte nicht genügt, den Krieg zugunsten der Entente zu entscheiden. Seit 
15 Monaten bluteten Italiens Leere an der Etsch und am Jsonzo, ohne die 
Fesseln des Stellungskrieges zerreißen zu können. Die Spada d’Italia drang 
nicht tief genug in Österreichs Südwestflanke, um die Donaumonarchie töd- 
lich zu treffen. 
Die Romäer beschlossen daher noch vorsichtiger, noch klüger zu handeln 
als die Römer. Sie verlangten nicht nur Munition und Kriegsgerät, sondern 
auch unmittelbare militärische Unterstützung. Bratianu erklärte dem Ge¬ 
sandten der Erttente, Rumänien werde nicht losschlagen, solange die Bulgaren
	        
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