Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Bedrängnis der Mittelmächte im Osten und Westen 
3m deutschen Lager wohnt harte, von Sorge überschattete, aber unzerstör- 
bare Entschloffenheit. Die Loffnung, daß die Schlacht an der Somme 
sich bald zu Ende neigen werde, ist um diese Zeit begraben worden. Sie liegt 
auf dem Friedhof von Guillemont gebettet. Im Zelte des Kronprinzen 
Rupprecht von Bayern und seines Beraters, Generalleutnants v.Kuhl, sieht 
man gewaltige Stürme nahen. Auch die Leeresleitung blickt sorgenvoll nach 
der So mme. Falkenhayn hat alles getan, was er imAugenblick hereinbrechender 
Krisen so oft mit meisterlicher Beherrschung von Kraft, Raum und Zeit zu 
tun wußte. Aber es gebricht ihm an Ruhe und Sammlung, sich dem strat¬ 
egischen Problem zu widmen, das der Abergang der Initiative an die En¬ 
tente, der Beginn des englisch-französischen Angriffs mit den Mitteln der 
Belagerungskunst der deutschen Kriegführung zur Lösung vorgelegt hat. 
Er wird von der Kriegserklärung der Rumänen überrascht, verliert das 
Vertrauen des Kaisers und sieht sich genötigt, das verwirrte strategische 
Gespinst in Lindenburgs Lände zu legen, bevor die Schlacht an der 
Somme sich zum Abstieg neigt. 
Die strategische Bedrängnis der Mittelmächte wurde im August 1916 
durch die Lammerschläge, die England und Frankreich an der Somme 
führten, sinnfälliger gezeichnet als durch die Katastrophe von Luzk. Schlug 
dieser Lämmer die deutsche Front auch nicht zu Schanden, so las doch die 
Welt aus den sprühenden Funken, daß die deutsche Leeresleitung in einer 
Selbsttäuschung befangen gewesen war, als sie bei Verdun den Erfolg 
im fortgesetzten Angriff und in der Zermürbung des Gegners gesucht hatte. 
Die deutsche Westfront hatte die Last nicht abgeschüttelt, die sie seit dem 
13. September 1914 getragen hatte, sondern mußte den Nacken tief und 
tiefer beugen, um den wachsenden Druck auszuhalten. Schon berührte sie 
mit den Knien den Boden. 
Auch im Osten war die Lage immer noch aufs äußerste gespannt. 
Osterreich-Angarns Kraft war nahezu erschöpft und deutsche Lilfe nur noch 
dazu da, den Russen vor Lemberg, im Dnjestrtal und auf dem Westhang 
der Karpathen vor dem Abstieg in die Pußta Lalt zu gebieten. Asiago 
war Österreichs Kriegführung zum Verhängnis geworden. 
Als die Italiener in den ersten Tagen des August am Isonzo zum fünften- 
mal mit Macht gegen Görz anstürmten, um sich den Weg nach Triest zu 
öffnen, entglitt den Österreichern die vielbegehrte Stadt. Wohl gelang es 
Boroevic, sich auf den Karsthöhen aufs neue festzusetzen, aber auch hier, an 
scheinbar unverwundbarer Stelle, war nun ein Riß sichtbar geworden.
	        
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