Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Vierter Band. (4 ; 1921)

Die Schlacht am Stochod und an der Lipa 
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Linsingen kam nicht mehr zu Atem. Kaum hatte er die Lage am linken 
Flügel notdürftig wieder hergestellt, kam schlimme Kunde von der Lipa. 
Er sah sein Hauptquartier Kowel unmittelbar bedroht und die Schlacht am 
Stochod zur Schlacht um den Besitz Kowels werden. Der Bericht traf ihn 
nicht ganz unvorbereitet. Da sich auch im Luzker Stellungsbogen Angriffs¬ 
absichten der Russen abgezeichnet hatten, waren deutsche Truppen von 
Swiniuchy vorgegangen, um dem Feind den Angriff abzukaufen. Aber es 
war zu spät zum Schlagen. Sacharow hatte die Österreicher schon so kraft¬ 
voll angegriffen, daß ihre Front zwischen Rieswiecz und Gubin ins Wanken 
kam und bei Szklin, an der Straße Luzk—Sokal, durchbrochen wurde. Der 
Stoß pflanzte sich seitlich bis Zwiniacze und Krasin fort und nötigte die 
Österreicher am 21. Juli nach Süden und Westen auszuweichen. Nach 
Westen wichen sie über Pustomyty, nach Süden über die Lipa. Die Deutschen 
sahen sich in die Verteidigung gezwungen. 
Es war ein verlustreicher Rückzug, denn Sacharow drängte stürmisch 
nach und suchte den Feind in die Lipa zu werfen. Die Mitte gab nach, die 
Flügel hielten. An der Lipamündung stemmten sich die Österreicher dem 
Feind kräftig entgegen, bei Pustomyty rettete sie ein rücksichtslos durch- 
geführter Gegenstoß der Deutschen in die rechte Flanke des Verfolgers vor 
dem Erliegen. Die Verfolgung wurde in der Linie Tereszkowiec—Zwiniacze, 
20 Kilometer westlich von Gubin aufgefangen und die Front neu abgesteckt. 
Aber nun ist die Slonowkalinie nicht mehr zu halten. Puhallo gerät 
in schwere Bedrängnis. Die Österreicher fechten an der Lipamündung auf 
das tapferste. Das österreichische 13. Landwehrregiment wehrt sich zwischen 
dem Flusse und dem Feinde eingekeilt, bis es unter den anstürmenden Massen 
begraben wird. Was nicht erliegt oder gefangen wird, entkommt mitten 
durch den Feind gen Beresteczko. Oberst Dokoupil fällt an der Spitze seines 
Stabes. Auch Beresteczko ist nicht mehr zu halten, denn nun drückt der Russe 
so schwer auf Puhallos Flanke, daß die 1. Armee über die Tiefenlinie der 
Slonowka auf und hinter die Boldurka weichen muß. Der Russe greift 
unermüdlich an und erkämpft am 27. Juli die Linie Radziwillow—Leszniow. 
Eine neue Krisis dämmert. Die Straße Leszniow—Brody springt auf. 
Boehm-Ermolli sieht seinen Flankenstützpunkt Brody, das größte Vorrats¬ 
lager der galizischen Front, von Norden und Osten angegriffen. Die Öster¬ 
reicher kämpfen mit dem Mut der Verzweiflung, aber sie haben den Glauben 
an ihren Stern verloren und geben dem über Leichen stürmenden Feind 
Schritt für Schritt Raum. Am Abend des 27. Juli werden sie von einem 
neuen Maffensturm hinweggespült. Boehm-Ermolli läßt die Riesenstapel 
von Brody anzünden, die Munitionslager in die Lust sprengen und zieht 
sich in der Nacht durch die Straßen nach Süden zurück, um sich auf den Äöhen 
westlich und südwestlich der Stadt, am Luhbach zu verschanzen. Sacharow 
rückt am 28. Juli in Brody ein und läßt Äalt blasen.
	        
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