Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Taten des Kreuzers „Emden 
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Der Überfall auf Penang hat „Emden" zum Gespräch der Welt ge¬ 
macht. Niemand versagt dem ritterlichen, listenreichen Kapitän und seinem 
Schiffe die Bewunderung. Zn England siegt der Sportgeist über den Laß 
und ruft ihm Beifall, und in Deutschland schlagen ihm alle Lerzen. Nichts 
fehlt dem Schiff zum ewigen Nachruhm als ein heldenhaftes Ende. 
Es soll ihm werden. 
Während britische, sranz ösische und japanische Geschwader sich an derNord- 
Westküste Sumatras sammeln, dampft „Emden" an der Südwestküste der großen 
Insel entlang und windet sich durch das Fahrwasser der Nikobarengruppe gen 
Südwesten. Kapitän v. Müller hat den Entschluß gefaßt, aus den Keeling- 
oder Kokosinseln die Kabel zu zerschneiden, die Australien mit Singapore 
und Mauritius verbinden, und die Funkwarte zu zerstören, die dem Feinde 
große Dienste leistet. Er befiehlt seinen Troßdampfern, zwei den Engländern 
abgenommenen Kohlenschiffen, den Weg dorthin allein zu suchen, und stößt 
von den Nikobaren in beschleunigter Fahrt gegen die Stationsinsel vor. 
Wohl hat er die Verfolger weit hinter sich gelassen, aber er weiß, daß er 
japanischen und australischen Geschwadern entgegenläuft und auf ein Zu¬ 
sammentreffen gefaßt sein muß. Blitzschnelles Landein tut not, und auch 
diesem muH ein Glücksstern leuchten. 
Die australischen und japanischen Seestreitkräfte, die sich vor „Emdens" 
Bug befanden, geleiteten in diesen Tagen die australische Truppenmacht 
nach Ägypten. Die Lilfsvölker hatten sich am 1. November in Albany auf 
38 Dampfern eingeschifft. Die Panzerkreuzer „Melbourne", „Sidney", 
„Ibuki" und der neuseeländische Kreuzer „Pyramus" gaben ihnen das Ge- 
leite. Die Führung hatte Kapitän Silver, der Kommandant des Panzer- 
kreuzers „Melbourne". 
Der Geleitzug näherte sich in der Nacht auf den 9. November von Süden 
her den Kokosinseln. In der Morgenfrühe fing „Melbourne" einen Lilfe- 
ruf der drahtlosen Station auf, die das Nahen eines feindlichen Kreuzers 
meldete. Da es sich nur um „Emden" oder „Königsberg" handeln konnte, 
befahl Silver dem Kommandanten des Panzerkreuzers „Sidney", Kapitän 
Glossop, sich gegen die Keelinginseln zu wenden, während „Melbourne", 
„Ikubi" und „Pyramus" die Sicherung des Schiffszuges übernahmen. 
Am 7 Ahr löste sich „Sidney" vom Geschwader und raste den Kokosinseln zu. 
Am 9 Ahr erreichte der schwerbewaffnete australische Kreuzer die Stations¬ 
insel, über der der Rauch eines Kriegsschiffes hing. Kapitän Glossop erkannte 
in dem kleinen Gegner den Schrecken der indischen Meere und machte klar 
zum Gefecht. 
Der Kreuzer „Emden" war gegen Morgen vor der Stationsinsei 
erschienen und hatte sofort 50 Mann unter dem Befehle des Leutnants 
v. Mücke ausgeschifft, mit dem Auftrag, die Telegraphenstation und die Funk- 
warte zu zerstören. Aber die englische Wache war auf ihrem Posten. Kaum 
Stegemanns Geschichte des Krieges III 4
	        
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