Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

44 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915 
gegrabenen Geschützen und Maschinengewehren und empfingen die Stürmer 
mit so vernichtendem Feuer, daß der Angriff im Blut ertrank. Durch 
die Lehre gewitzigt, kehrten die Japaner zur Kanone zurück und kämpften 
die deutsche Artillerie und die verschütteten Gräben in achttägiger Be- 
schießung vollends nieder. 
Tsingtaus Schicksal reiste der Vollendung entgegen. Meyer-Waldeck 
traf die Vorbereitungen zur Vernichtung der ihm anvertrauten Werte. 
Die Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" und „Jaguar" und das große Trocken¬ 
dock wurden versenkt, der Riesenkran umgelegt, die ganze Werst zerstört, 
die Geschütze der Küstenwerke gesprengt und die letzten Kartuschen in die 
Batteriestellungen der Forts Bismarck, Iltis, Moltke, Lsiduniwa und 
Tahtungching geschafft, um das Feuer des Belagerers nach Kräften zu 
erwidern. In der Morgenfrühe des 6. November, als der Mond noch hell 
am Limmel stand und die Bucht von Kiautschou dunkelglänzend wie 
eine Onyxschale in der Tiefe gebettet lag, verließ Leutnant Plüschow 
auf seinem Flugzeug die von Granaten zerwühlte Stätte und brach die 
Blockade, indem er über das zerklüftete Perlgebirge nach Süden entrann. 
Linier ihm brauste der Lärm des entscheidenden Sturmes auf die zerschlagenen 
Werke. 
Die Besatzung wehrte fich noch bis in die Nacht, dann war die Kraft 
ihrer Artillerie völlig erschöpft, die letzte Kartusche verschossen. General 
Poshimi jamada raffte 2000 Samurais zusammen und brach in die Mitte 
der letzten Verteidigungsstellung ein. Am unnützes Blutvergießen zu ver¬ 
meiden, hißte Meyer-Waldeck die weiße Fahne und bot die Abergabe des 
Platzes an. Am 9. November rückten die Japaner in die Stadt. Die Ver¬ 
teidiger hatten 170 Tote und 600 Verwundete, der Angreifer 4000 Mann 
eingebüßt. Die deutsche Flagge sank; über dem „Platz an der Sonne" 
stieg das japanische Sonnenbanner und kündete das Ende eines deutschen 
Traumes. 
Admiral Graf Spee und seine Feinde 
Als Vizeadmiral Graf v. Spee am Abend des 13. August die Anker 
hob und von Pagan in die purpurne See hinaussteuerte, waren die russischen, 
japanischen, britischen, französischen und australischen Geschwader noch 
völlig im unklaren über den Verbleib der deutschen Schiffe. Das russische 
Geschwader lag noch in Wladiwostok, das französische Chinageschwader 
furchte die südchinesische See, das zur Verfolgung Spees aufgebotene 
japanische Geschwader machte sich zunächst bereit, die deutschen Karolinen-, 
Marschall- und Marianeninseln und Palau, also die unverteidigten Be¬ 
sitzungen Deutschlands in Mikronesien zu erobern, die englischen Streit- 
kräfte sicherten die wichtigen Handelsstraßen in den indischen und arabischen
	        
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