Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Die Kämpfe in der Bistritzflanke und an den Dnjestrbrücken 265^ 
aber gestaltete sich erst ihre Lage, wenn die Russen, die das ganze Bistritztal 
und die Strymbalandschaft beherrschten, die 7. Armee schlugen und über 
das Gebirge in die ungarische Ebene verfolgten? 
Conrad v. Äötzendorf kannte seinen Gegner und schätzte dessen Tatkraft 
nach Gebühr. Der Großfürst war von Brest-Litowsk herbeigeeilt und folgte 
den Stromschlachten in Galizien, eingeschlossen in sein bewegliches Asbesthaus, 
in dem alle Meldungen vom Pruth bis zur Dubissa zusammenliefen. Er 
stellte Iwanow fortgesetzt frische Streitermaffen und neue Streitmittel zur 
Verfügung. Von Odessa, Kiew und Warschau rückten Truppen an dem 
Dnjestr, und von Wladiwostok und Archangelsk waren amerikanische Muni¬ 
tion, japanische Feldgeschütze und französische schwere Artillerie im An¬ 
rollen. Während der Zar nach Zarskoje-Selo zurückgekehrt war, wo er im 
Park Bäume fällte und in mystischen Zirkeln Mut, Zerstreuung und Zu¬ 
flucht suchte, traf Nikolai Nikolajewitsch, von seinen Generalen wohl be¬ 
raten, die letzten Anordnungen zu den Schlachten in Galizien. Er suchte- 
Mackensen zwischen Wisznia und Wereszyca auf den Schlachtfeldern der 
Septembertage 1914 in Stellungskämpfe zu verstricken und im fünften Akt 
der Schlacht um die Sanlinie den Erfolg an sich zu reißen, indem er 
Pflanzer schlug und Linsingen zu vernichten trachtete. 
Conrad durchschaute das große Spiel und kam im kritischen Augenblick 
zu einem wichtigen Entschluß. Er beriet sich mit der deutschen Äeeresleitung, 
deren Einfluß in Teschen bestimmend blieb, und wies Linsingen an, die 
Armee Pflanzer um jeden Preis zu unterstützen. So einfach das klang und 
so nahe es lag, den Spieß umzudrehen und Leschitzkis rechte Flanke zrr 
bedrohen, die sich schräg von der Swica bis zum Pruth zog, so schwierig, 
war die Ausgestaltung dieses Manövers. Linsingen würfelte um Sein oder 
Nichtsein, wenn er seine Kräfte zersplitterte, indem er angesichts des Feindes¬ 
rechts schwenkte und den Russen Gelegenheit gab, ihn in der Dnjestr- 
Niederung vom linken Flügel an aufzurollen. Er entfessellte damit eine 
exzentrische Bewegung, ähnlich jener, die den Österreichern zu Beginn des 
Krieges bei Lemberg verhängnisvoll geworden war, aber es gab diesmal 
keinen anderen Zug auf dem engverstellten Brett. 
Dritter Akt: Die Kämpfe in der Bistritzflanke und an den: 
Dnjestrbrücken 
Als Leschitzkis Erfolg am Pruth Linsingen zu dieser Verkehrung der 
Angriffsrichtung nötigte, spitzte sich die Schlachthandlung, die auf einer 
Front von 350 Kilometern brannte, zu einer Krisis zu, deren Ausgang den 
Ablauf des Feldzuges in Galizien endgültig bestimmte. In dieser Krisis 
lagen die Gegner zwei Wochen so eng verstrickt, daß die Einzelheiten des
	        
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