Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

4 Der Seekrieg vom 2. August 1914 bis 24. Februar 1915 
Deutschland und Osterreich-Angarn besaßen gegenüber solchen Trieb¬ 
kräften zum Kriege zunächst nichts als die Überzeugung, für ihren staatlichen 
Bestand und ihre Selbstbestimmung zu kämpfen, eine Äberzeugung, die sie 
festhalten mußten wie das Lerz in der Brust, und von der sie nicht lassen 
durften, so verführerisch die Kriegskarte auch lockte. Doch genügte dieser 
Glaube auf die Dauer nicht zur Beharrung im feurigen Ofen des Völker¬ 
krieges, wenn das deutsche Volk sich nicht zugleich zu neuen politischen 
Idealen durchrang. Aber — ach — das war unsäglich schwer, denn man 
mußte den Jdeenkampf auskämpfen, ohne die kriegerische Kraft zu schwächen, 
die erfahrungsgemäß stets auf völlige Sammlung aller geistigen und körper¬ 
lichen Fähigkeiten gestellt ist und die Eingabe jeder Lebensfaser fordert. 
Die Kriegführung hatte vom 2. August 1914 bis 21. Februar 1915 ge¬ 
waltige Feldzüge entbunden. Sie trug Gewicht auf Gewicht herbei und ließ 
die Wagschalen unter dem Aufprall der Schlachten klirrend auf und nieder 
schwanken, blieb aber im Grunde dem elementarsten aller Gesetze, dem der Er- 
Haltung der Kräfte, und zwar sowohl der seelischen als auch der körperlichen 
Kräfte, unterworfen. Da die seelische Kraft und das geistige Spannvermögen 
eines Volkes in hohem Maße vom Ernährungszustand abhängig sind, waren 
die Mittelmächte auch auf diesem Gebiet von vornherein im Nachteil gegen 
ihre Feinde, die, ringsum gelagert, das Meer beherrschten und sich seiner zum 
eigenen Nutzen und zum Schaden der eingekreisten Völker Deutschlands und 
Osterreich-Angarns nach Gefallen bedienten. Davon gibt die Führung des 
Seekrieges und des mit diesim verbundenen Handelskrieges beredte Kunde. 
Die Darstellung der Kämpfe zu Wasser und der Bekämpfung des 
freien Handels muß daher von dem Begriff der Freiheit der Meere aus- 
gehen, wenn man den großen Problemen dieses Weltringens gerecht werden 
und das Verhältnis der inneren Spannung in den kriegführenden Staaten 
zu der äußeren Politik und die daraus sich ergebende Wirkung auf Gang 
und Verlauf des Krieges richtig erkennen will. 
Da uns diese Darstellung zu den Anfängen des Krieges zurückführt, 
sei darauf Bedacht genommen, den Seekrieg mit den Geschehnissen des 
Landkrieges zu verweben und die Landfeldzüge noch einmal in großen, 
von taktischen Einzelheiten gereinigten Zügen heraufzubeschwören, gleichsam 
als spiegelten sie sich im Meere, von dem aus wir die strategischen Zusammen¬ 
hänge mit größerer Freiheit betrachten können. 
Die Freiheit der Meere 
Die Freiheit der Meere, das Recht aller, den Ozean zu befahren 
und friedlichen Lande! zu treiben, ob auch Krieg herrsche zwischen zwei oder 
mehreren Nationen, ruht auf der Anschauung, daß das Weltmeer den
	        
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