Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

164 Der Feldzug im Osten vom 21.Febr. bis 25. April 1915 
säubern, der sich auf den Kuppen 462 und 468 verschanzt hat und weiter 
rückwärts die beherrschende Gipfelstellung auf der Kuppe 480 nördlich 
Felsöcsebeny mit starken Kräften besetzt hält. 
Rasch werfen sich die deutschen Schützenlinien in die lichten Buchen¬ 
wälder, in denen schon Anemone und Szilla blühen, und treiben den Gegner 
von Lang zu Lang. Am 5. April fällt die Löhe 462, am Tage darauf die 
Löhe 468 und am 7. April bemächtigen sich Pommern und Österreicher trotz 
erbitterten Widerstandes des Südhanges der Kuppe 480. Lier kommt der 
Angriff vor einer tief gerissenen Schlucht, welche die Kuppe vom geschorenen 
Vorfeld trennt, zum Stehen. Die Russen behaupten sich in der sturmfreien 
Gipfelstellung. Trotzdem ist der Angriff als geglückt anzusehen, denn Felsöcse¬ 
beny und die Flankenstellungen im Olykatal sind in deutscher Land und 
die linke Flanke des Beskidenkorps ist vor jeder Bedrohung geschützt. 
Schlachtwende! Daß dem so ist, ergibt sich schon in den nächsten Tagen. 
Als das Beskidenkorps im Besitz der Kobila, der Jawirska, der Löhe 468 
und Felsöcsebenys war, sah sich Boroevic in der Lage, das X. Korps und 
die 45. Landwehrdivision aus dem Kampf zu lösen, um sie gegen Bartfeld 
zu schieben und Fabini zu entlasten. Am 9. April rückten die letzten 
Staffeln der Österreicher aus dem Laborczatal an den linken Flügel der 
3. Armee ab. Vergeblich liefen die Russen am 10. April und in der 
Nacht auf den 12. April noch einmal zu beiden Seiten der Laborcza gegen 
die Front der 4. Division und der 35. Reservedivision an. Sie hatten so 
an Gefechtskraft eingebüßt, daß ihre Stürme schon vor den deutschen Linder¬ 
nissen zusammenbrachen. Boroevic konnte daher im Quelltal der Ondawa 
und vor Bartfeld Verstärkungen sammeln und seine Armee ungestraft nach 
dem linken Flügel zusammenziehen, um Dimitrieff die Stirn zu bieten. 
Von Boroevic in die Verteidigung verwiesen, schirmte das Beskidenkorps 
unterdessen die Zugänge des Ciroka-, des Laborcza- und des Olykatales und 
hielt den Gegner in Bann. 
Die Verbündeten waren aus der Krisis der Karpathenschlacht als 
Sieger hervorgegangen. Im russischen Lauptquartier zog Enttäuschung ein. 
Iwanows Armeen, die am 3. April im siegreichen Vormarsch auf 
Lvmonna begriffen waren, den Paß von Lupkow, die Sättel von Kamien 
und Konieczna und die Nordrampe des Azsoker Passes zurückerobert hatten 
und zwischen Dnjestr und Pruth drohend auf den Jablonikapaß und Czernowitz 
vorgerückt waren, verloren am 5. April den bestimmenden Einfluß auf den 
Gang der Schlacht und sahen sich am 7. April in die Verteidigung geworfen. 
Der Durchbruch war mißglückt. Der weite strategische Ausblick, den der 
Großfürst von den Löhen des Laborczatales und der Kammlinie des Azsoker 
Passes genossen hatte, zerrann in Dunst und Trübe. Die Frühlingsregen, 
die nach den strahlenden Ostertagen über die Karpathen rauschten und die 
ungarische Ebene zu neuer Ernte befruchteten, schwemmten Nikolai Niko-
	        
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