Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

Der deutsche Gegenangriff im Laborczatal 159 
Friedrich eine neue Kampfgruppe zur Verfügung gestellt, die, rasch zu- 
sammengelesen, zwischen Voroevic und Boehm-Ermolli eingesetzt wurde, 
um den Russen Lalt zu bieten. Es war den Deutschen nicht leicht gefallen, 
eine neue Armee aus dem Boden zu stampfen, während in Ost und West 
um Sein oder Nichtsein gerungen wurde und in der Leimat die Lände nicht 
mehr ausreichten, den Betrieb in den Kriegsfabriken und in den Bergwerken 
in Gang zu halten und die Äcker zu bestellen. Man schuf ein Korps aus drei 
Divisionen, der 4. Division, die von der Südarmee gestellt wurde, der 25. Re¬ 
servedivision, die von der Sucha herbeiflog, und der 35. Reservedivision, 
die zuletzt an der Pilica gefochten hatte. 
Den Oberbefehl erhielt General v. d. Marwitz, der noch heiß von der 
Winterschlacht in Masuren nach Angarn eilte und mit dem deutschen Beskiden- 
korps im Augenblicke der höchsten Not in die österreichische Schlachtlinie 
riickte. Er trat unter Boroevies Befehl und an dessen rechten Flügel, wo 
die Gefahr am größten war. Boroevies X. Korps war auf den Löhen von 
Birava durchbrochen worden und klammerte sich im Rückwärtsgleiten müh- 
sam an die abfallenden Bergstufen, um eine letzte Frist zu erstreiten. Die 
21. Landwehrdivision wich gegen Olyka, und die 45. Landwehrdivision war 
im Weichen auf Strinna. Berndts 4. Kavalleriedivision deckte den Rückzug 
und opferte sich in den Gräben des Olykatales. Wie fressende Lava flutete 
die russische Angriffsmasse langsam über die Südhänge der Beskiden in die 
ungarischen Täler, die in den letzten Märztagen von Nagipolany bis Bartfeld 
von näher und näher kommenden Kämpfen widerhallten. 
Marwitz kam im letzten Augenblick, wie Blücher bei Waterloo. Die 
Russen standen am 28. März auf den Löhen zu beiden Seiten des Laborcza- 
und des Ondawatales und auf den Kuppen westlich von Banyavölgy in 
fortschreitendem Angriff. Das X. Korps kämpfte um geordneten Rückzug. 
Es war nicht mehr imstand, sich von dem übermächtigen Feind zu lösen, und 
erwehrte sich mit letzter Kraft seiner Bedränger. Der Rückzug der 2. Armee 
gestattete den Russen, frische Kräfte ins Laborczatal zu werfen. Durch die 
81. und 82. Reservedivision der Przemysler Belagerungsarmee verstärkt, 
schritt der Feind siegesgewiß zum Sturm auf die Kuppen des Laborcza- 
tales südlich von Mezölaborcz, wo sich die Reste der 2. und der 24. Division 
Boroevies, nur 2000 Gewehre stark, noch 30 Stunden behaupteten, um 
den Deutschen Zeit zu lassen, das Schlachtfeld zu erreichen. Auch das rechts 
fechtende XIX. Korps und das links fechtende VII. Korps waren am Ber- 
bluten. Der Verzweiflungskampf dehnte sich auf Boroevies linkem Flügel 
bis Bartfeld aus und ergriff an Boehm-Ermollis rechtem Flügel Szurmays 
Flankenwehr auf der Nordrampe des Azsoker Passes. 
Während der Russe um den Sieg rang und Österreicher und Angarn 
das letzte Blut hergaben, durchmaß der Deutsche in Gewaltmärschen die 
vom ersten Frühlingshauch erwärmten Täler.
	        
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