Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

154 Der Feldzug im Osten vom 21. Febr. bis 25. April 1915 
Alpengrenze, vor der die italienische Armee die venetischen Äbungslager 
zu füllen begann, nur durch schwachbemannte Paß- und Wegsperren schützen 
konnte. Man fühlte in Wien den Boden wanken. Von inneren Schwierig¬ 
keiten heimgesucht und in peinliche Verhandlungen mit Italien verwickelt, 
um den Anschluß des früheren Bundesgenossen an die Entente hintanzu¬ 
halten, sah man sich plötzlich vor eine Katastrophe gestellt, die das Reich 
zu zerschmettern drohte. Wälzte sich die russische Lawine ins Theißtal, so 
brach die Ostfront zusammen. 
Der Andrang der Russen war so gewaltig, daß man in Teschen nicht 
mehr an die Einleitung von Gegenangriffen denken konnte. Antrieb und 
Wille zur Ausführung eines großen spielverstellenden Gegenzuges mußten 
schweigen, bis die Abwehr gefestigt war, die unter dem Anprall der russischen 
Massen zu bröckeln begann. Die Gefahr wuchs allerorten. Am Pruth, 
am Dnjestr, vor dem Azsoker Paß, bei Virava, am Sattel von Lupkow, 
im Laborcza- und Ondawatal und in der Duklasenke wurde mit Anspannung 
der letzten Kräfte gefochten. 
Der Angriff der Russen an der Pruchschranke 
Die Südflanke des Leeres war schon am 18. März von Amfassung 
bedroht. Die Russen hatten ihren bessarabischen Flügel verstärkt und rückten 
von Chotin und Sadagora vor, um Czernowitz von den Verbindungen mit 
der Hauptmacht Pflanzer-Baltins abzuschneiden und in die Bukowina 
einzufallen. Papps Freikorps wehrte sich verzweifelt an den Brückenköpfen 
des Pruth, bis Feldmarschalleutnant Ljubicic herbeieilte und die größte 
Not stillte. Gleichzeitig griff Leschitzki zwischen Zaleszcyki und Ottynia 
aufs neue an. Er suchte sich über Obertyn Bahn zu brechen und die öfter- 
reichische Linie zwischen Czernowitz und Jablonika in der Richtung auf 
Zabie und den Jablonikapaß zu zerreißen und Pflanzer-Baltins rechten 
Flügel von innen einzudrücken. Doch ehe dieser Doppelangriff zur Am- 
faffung reifte, warf sich Papp am 21. März auf die befestigten Linien, die 
die Russen bei Alt-Zuczka und Sadagora hart am Pruthufer eingerichtet 
hatten, und nahm sie mit seinen Legionären und Grenzern im Sturm, 
überrascht wichen die Russen über Rarancze auf Sadagora, mußten aber, 
von Papp bedrängt, am 23. März auch Sadagora fahren lassen. Erst am 
26. März fühlten sie sich wieder stark genug, mit vorgestaffeltem rechtem 
Flügel zum Angriff überzugehen und gegen Rarancze vorzurücken. 
Anterdessen waren leichte österreichische und ungarische Streitkräfte zur 
Störung des Durchbruchsversuches Leschitzkis gegen den Dnjestr vorgeprallt. 
Der verzweifelte Vorstoß sollte dem Feldmarschalleutnant Kaiser die Be¬ 
hauptung seiner Stellung bei Obertyn ermöglichen, wo alles auf dem Spiel
	        
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