Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

134 Der Feldzug im Osten vom 21.Febr. bis 25. April 1915 
die nur halb ausgetragen worden war, auf der Linie Augustow— 
Pilwiszki—Szaki zur Verteidigung ein. 
Da am 15. und 16. März auch bei Prasznysz und Iednorozec und 
zwischen Skrwa und Orzyc einzelne Vorstöße der Russen gescheitert waren, 
verloren ihre Angriffe an operativem Zusammenhang und an Zielbewußtsein. 
Sie gaben vor der Front Äindenburgs die großen Bewegungen auf, Huben 
zum Schutz der Narewflanke gewaltige, tief gegliederte Stellungen aus und 
beschränkten sich auf örtliche Angriffe, in denen sie ihre Äbermacht um den 
Preis hoher Menschenopfer zur Geltung zu bringen suchten. Jeder ihrer 
einzelnen Nachtangriffe, der in den letzten Märztagen und im April zwischen 
Nowogeorgiewsk und Kowno aufflackerte, kostete sie ein paar hundert Mann 
und fiel nach kurzem oder längerem Anlauf in sich zusammen. Aber sie 
behaupteten sich im Vorfeld der Narew-, Bobr- und Njemenfront und 
deckten die Nordflanke und den polnischen Mittelraum, in dem die Fäden 
der despotischen Strategie Nikolai Nikolajewitschs zusammenliefen. • 
Der Großfürst hatte den Zusammenbruch des allgemeinen Vorstoßes 
der neuen 10. Armee und ihren reuevollen Rückzug unter die Kanonen von 
Grodno bitter empfunden und auch Plehwes Fesselung im Orzycbogen nach 
dem verheißungsvollen Angriff auf Prasznysz schwer verschmerzt. Er er¬ 
kannte, daß sein großgedachter Plan, die Winterschlacht in Masuren ge¬ 
wissermaßen auszulöschen und Lindenburgs Sieg durch einen Einbruch in 
die ostpreußische Südflanke in eine Niederlage zu verwandeln, trotz der 
Ablenkung, die General Ioffre in der Champagne und Marschall French 
in Flandern geschaffen hatte, im Sande zerronnen war. Nichts war davon 
übriggeblieben, als eine kurze Fesselung feindlicher Kräfte zwischen dem 
Njemenknie und der Weichsel, während Iwanow in den Karpathen mit 
den russischen Lauptkräften die Entscheidung suchte. 
Die Kämpfe bei Memel und Tauroggen 
Die Russen hatten sich nicht begnügt, im Njemenbogen, südlich der 
Linie Kowno—Wirrballen, anzugreifen, sondern auch den Versuch unter¬ 
nommen, nördlich des Stromes' vorzubrechen und dem Meister der Am- 
fassungsstrategie aus dem Stegreif in Flanke und Rücken zu fallen. 
Dieser Plan war schon zu Beginn des neuen Vormarsches aus den 
Njemen- und Narewfestungen im russischen Hauptquartier erwogen worden, 
aber seine Durchführung nur mühsam gediehen. Zum erstenmal versagten 
die Mittel. Es blieb bei einem ungelenken Landstreich, der von General 
Apuchtin ins Werk gesetzt wurde. Als Apuchtin den Befehl erhielt, in den 
Nordostzipfel Ostpreußens einzubrechen und Memel und Tilsit zu nehmen, 
verfügte er nur über die 68. Reservedivision. Er sah sich daher genötigt,
	        
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