Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Dritter Band. (3 ; 1919)

132 Der Feldzug im Osten vom 21. Febr. bis 25. April 1915 
Die Schlacht bei Simno—Bierzniki 
Am 8. März wurde von Simno östlich Kalwarja bis Augustow in 
einer Ausdehnung von 80 Kilometern gekämpft. Die Deutschen handelten 
kühn und klar. Sie hielten bei Augustow stand und gaben bei Siejny Raum. 
Nach heftigem Kampf besetzte das II. Russenkorps das 8 Kilometer östlich 
von Siejny gelegene Bierzniki. Fechtend gingen die Deutschen an der Straße 
Siejny—Augustow auf den Wigrysee zurück und ließen die Straßenpunkte 
Giby, Frocki und Machares wieder in russische Land fallen. Der Vormarsch 
der Russen gedieh. Zwar war der linke Flügel vor Verhauen und Maschinen¬ 
gewehren in den Wäldern von Augustow zum Stehen gekommen, aber der 
rechte Flügel und die Mitte blieben in siegreichem Vordringen und folgten 
dem Gegner, der kämpfend Raum gab, auf dem Fuße. Er wich scheinbar 
nach innen. Da die bei Simno aufgetretene deutsche Abteilung in südwest¬ 
licher Richtung zurückging, schwenkte das III. Ruffenkorps hinter dem ver¬ 
meintlichen Flankenschutz nach Süden ein, um die Llmfassung durchzuführen, 
und rückte von Simno auf Lozdie. Links von ihm trug das II. Korps seine 
Fahnen von Siejny und Giby auf Krasnopol. Offenbar ging die russische 
Führung von der Voraussetzung aus, daß der Gegner überrascht sei und 
sich umgangen fühlte. Sie spornte daher ihre Truppen in einem siegatmenden 
Tagesbefehl zur Verfolgung an und gedachte die Früchte ihrer großen 
Angriffsbewegung in einer Vergeltungsschlacht zwischen Suwalki und 
Augustow zu ernten. 
Da gingen die Deutschen am 9. März plötzlich zum Angriff über. Die 
Verschiebungen waren vollzogen, die Korps, die die Russen auf dem alten 
Schlachtfeld in engem Raum verstrickt wähnten, standen nach Norden ge¬ 
staffelt mit dem linken Flügel nicht innerhalb, sondern außerhalb der von 
der russischen Führung geplanten Amfassung und hatten dem Gegner im 
stillen die rechte Flanke abgewonnen. Während in den Wäldern von Augustow 
und westlich des Straßenstückes Giby—Macharce am Ostufer des Wigry- 
sees blutige Gefechte wüteten, in denen die Russen sich verbissen und in zähen, 
unermüdlichen Angriffen Boden erkämpften, brach Eichhorns linker Flügel 
zwischen Kalwarja und Mariampol überraschend auf Simno vor, verscheuchte 
die russischen Flankenreiter und schwenkte bei Swienty—Jezitory nördlich 
von Lozdie nach Süden in die offene Flanke des links abmarschierten III. Korps. 
Ehe sich dieses von seiner Lage Rechenschaft geben konnte, sah es sich bei 
Lozdie von Norden her angefallen, umfaßt und im Genick gepackt. Die 
russische Armee war abermals umfaßt. 
Im schneidenden Ostwind, der blitzende Eiskristalle durch die faden¬ 
scheinigen Röcke blies, stürzte sich Eichhorns linker Flügel auf den Feind. 
Wieder fielen ungezählte übermüdete Gäule, um nicht mehr aufzustehen, 
wieder quälte sich die Infanterie im unwirtlichen Lande mühsam durch Eis
	        
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