Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

50 Der Feldzug im Westen vom 12. Sept. bis 15. Nov. 1914 
Verteidigung Nancys entbunden und mit der Bildung und Führung einer 
neuen Angriffsgruppe im Raume Amiens betraut, der Gedanke vom 
25. August und vom 4. September also in monumentaler Ausgestaltung 
und unter veränderten Verhältnissen wieder aufgenommen. Nicht mehr ein 
stürmisch vorbrechender, sondern ein im Stellungskampf unerschütterlicher 
Feind sollte in der Flanke gefaßt und aus Lalt und Rahmen gesprengt 
werden. 
Während General Dubail die an der Mosel und Maas stehenbleibenden 
Korps der Armee Castelnau mit seiner 1. Armee verschmolz und die Ver¬ 
teidigung der Vogesenfront von Toul bis Belfort übernahm, ballte Castelnau 
im Raume Amiens eine neue 2. Armee. Aus dem Seinebecken jagte Zug 
auf Zug, raste eine Kraftwagengruppe nach der andern nach Amiens und 
warf das XIV. Korps der 1., das XI. Korps der 9.Armee und das XIX. Korps 
aus, die ohne zu säumen, ja sogar ohne aufzumarschieren, sofort die Avre 
überschritten und in Eilmärschen auf Lassigny, Roye und Chaulnes vor- 
rückten. Castelnau gewann dadmch einen Vorsprung. Während Zoffres erster 
Amfassungsversuch noch zu einer Frontverlängerung in westlicher Richtung 
über die Oise geführt hatte, bog der zweite die Linie nach Norden um. 
Castelnau marschierte nach Nordosten in die rechte Flanke des IX. deutschen 
Reservekorps. 
Auch die deutsche Leeresleitung hatte keine Stunde versäumt und 
ihren rechten Flügel angestückt, konnte ihn aber nicht so rasch in Bewegung 
setzen wie der Gegner. Als Castelnau auf den Straßen von Amiens und 
Montdidier auf Roye vorrückte, stand er schon in der Flanke der Armee 
Kluck. Es konnte sich also für die Deutschen nicht mehr um eine Ver- 
längerung des rechten Flügels in nordwestlicher, sondern nur noch um eine 
Staffelung desselben in nördlicher Richtung handeln, um den Einbruch 
abzuwehren. Dazu bedurfte es starker Kräfte, die jedoch noch nicht 
zur Stelle waren. Traten diese rechtzeitig an, so war die Staffelung 
nicht ohne Vorteil, da sie der Front eine konzentrische Gestalt gab und 
innere Operationslinien schuf. Abermals kündigte sich ein regelrechtes 
„Treffen" an. 
Der französische Leerführer war gewillt, die Gunst der Amstände aus- 
zunützen und trieb zum Vormarsch. 
Während Castelnau zum entscheidenden Stoß in Klucks Weiche aus- 
holte, verflochten sich an der Aisne, in der Champagne, den Argonnen und 
bei Verdun Angriff und Gegenangriff immer stärker, hierdurch sollten 
Kräfte vom Entscheidungsflügel abgelenkt werden. Die deutsche Leeres¬ 
leitung ließ Leeringen bei Craonne, Bülow bei Reims, den Kronprinzen 
bei Montfaucon und Strantz auf den Maashöhen angreifen und sandte 
Castelnau zunächst die Leereskavallerie entgegen, um Zeit zur Ansammlung 
neuer Truppen in der Westflanke zu gewinnen.
	        
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