Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Der Angriff des Nordflügels in Masuren 455 
auf Szpital-Gorny, den großen Flecken am rechten Weichselufer, gegenüber 
von Wloclawek, vor und wandten sich drohend gegen Soldau. Am 22. Januar 
kam es bei Szpital-Gorny zu scharfen Zusammenstößen, in denen die Russen 
anfangs Raum gewannen. Die Deutschen mußten Verstärkungen an sich 
ziehen, mit welchen sie am 28. Januar zum Gegenstoß schritten und den An¬ 
greifer auf die Linie Dobrzyn—Sierpc zurückwarfen. Am 30. Januar sehte 
der rechte russische Flügel noch einmal südwestlich von Mlawa zum Angriff an 
und nahm dort einige vorgeschobene Dorfstellungen. Gleichzeitig prallten 
starke Reiterscharen zwischen Lipno und Sierpc vor, um die Straße in der 
Richtung Skempe zu überschreiten und in der Mitte durchzubrechen. 
Diesen Versuchen, die deutschen Verbindungen im Flankenraum zwischen 
Thorn und Löhen zu bedrohen und Klarheit über die Vorgänge zu er¬ 
langen, die sich hinter der ostpreußischen Front abspielten, wohnte zunächst 
keine nachwirkende Kraft inne. 
Stiller war es im Dezember und Januar zwischen Orzyc und Pissa ge¬ 
blieben, wo die Anwegsamkeit des Geländes und der Mangel eines wichtigen 
Kampfobjektes keine großen Zusammenstöße aufkommen ließen. Dünn ge¬ 
spannt zog sich die russische Front über Myszymec und Laczki zur Pissa bis 
zum Gebiete der Johannisburger Seen. Iohannisburg war stark beseht. Es 
bildete den linken Flügelpunkt der 10. russischen Armee, die sich auf preußi¬ 
schem Boden eingewurzelt hatte und schwer aus die linke Flanke der 
8. deutschen Armee drückte. 
Der Großfürst hatte der 10. Armee nach Rennenkampfs Abmarsch in 
den Novembertagen Verstärkungen zugeführt, um sie instand zu sehen, den 
linken Verteidigungsflügel Lindenburgs einzudrücken, und ihr in General 
v. Sievers einen neuen Befehlshaber gegeben. Als der Versuch, die linke 
Flanke Äindenburgs zu beunruhigen, mißlang und Below mit drei Korps 
und dem ostpreußischen Landsturm unerschütterlich standhielt, hatte Genetal 
v. Sievers auf einen Rennenkampfschen Versuch zurückgegriffen und sich 
daran gemacht, die linke Seitendeckung Belows zu überflügeln. Auch das 
brachte ihm den Erfolg nicht, zwang aber beide Gegner, die Nordflügel so 
weit auszurecken, daß die Front schließlich aus 170 Kilometer Länge anwuchs 
und in einem weitgeschwungenen Bogen von Iohannisburg bis in die Gegend 
von Tilsit reichte. 
Die Versuche der Russen, zwischen den masurischen Seen und an der 
Angerapp durchzubrechen, hatten seit den Weihnachtstagen an Entschlossen¬ 
heit eingebüßt. Obwohl das Eis dick auf den großen Gewässern lag und eine 
breite Angriffsfläche darbot, wagte General v. Sievers keine große Anter- 
nehmung, denn die schwere deutsche Artillerie beherrschte weithin das Feld 
und zerschlug die weiße Decke, so oft russische Stoßtruppen den Versuch 
machten, die verschanzten Engen zwischen dem Löwentiner-, dem Spirding- 
und dem Beldahnsee zu umgehen. An der Angerapp stand die Landwehr hinter
	        
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