Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

310 Der Feldzug im Osten vom 6. Nov. bis 17. Dez. 1914 
Das Treffen bei Belchatow und die Räumung von Lodz 
Die Russen waren bei Belchatow vom 30. November bis 3. Dezember 
auf der Stelle festgehalten und dann in schweren Kämpfen über Belchatow 
und Grocholice zurückgeworfen worden. Am 3. Dezember trieb die Garde 
den Feind von Belchatow auf Mzurki und Piotrkow zurück, während 
Tersztyanskis 31. Division Grocholice erstürmte und bis Dobiecin gelangte. 
Die Russen suchten den österreichischen Angriffsflügel zu lähmen, indem sie 
ihm südlich Grocholice so hartnäckigen Widerstand leisteten, daß Tersztyanski 
auch die 32. Division einsetzen mußte, um Boden zu gewinnen. 
Ämter der russischen Front eilten unterdessen neue starke Kampfstaffeln 
von Nowo-Radomsk über Piotrkow nach Norden. Der Großfürst hatte das 
III. kaukasische Korps von der Pilica abgerufen, um den Durchbruch im 
Zentrum zu verhindern und die Lage bei Lodz wiederherzustellen. Dadurch 
erhielt der Kampf um Belchatow und Piotrkow erhöhte Bedeutung. 
Da die Verschiebung der Kaukasier durch Flieger beobachtet worden 
war, traf Boehm-Ermolli Gegenmaßregeln. Er warf die Front nach rechts 
herum und wies seinem Nordflügel die Richtung auf Nowo-Radomsk. 
Gegen Piotrkow deckte er sich, indem er die 8. deutsche Kavalleriedivision 
in der linken Flanke der 1. Gardebrigade Aufstellung nehmen ließ. Das 
Korps Lauer wurde zu Fuß in die Front gezogen und rückte mit der 31. 
und 32. Infanteriedivision gegen Kaminsk vor. Aber die Russen waren nicht 
gewillt, sich die Rochadelinie, den Lebensnerv ihrer Front, abschneiden zu 
lassen, und traten Tersztyanski schon auf halbem Wege entgegen. Der Russe 
warf sich so wuchtig auf den Feind, daß Tersztyanski gezwungen wurde, 
Raum zu geben und zum Spaten zu greifen. In heftigen Kämpfen drängten 
die Russen ihn auf Bogdanow und Augustynow zurück. 
Die Lage Tersztyanskis wurde bedenklich. Da seine linke Flanke infolge 
der Einschwenkung nach Süden feindwärts ins Leere hing und die 8. Kavallerie¬ 
division vor Piotrkow in der Luft stand, war die Gefahr eines Angriffs 
auf die offene Flanke und der Aufrollung der ganzen Kampfgruppe sehr 
groß. Tersztyanski riß daher die am rechten Flügel verkämpften Teile vom 
Feinde los und suchte den ausgesetzten linken Flügel so rasch wie möglich zu 
verstärken. Dort hielt die 1. Gardebrigade rühmlich stand und wartete 
fechtend auf ihre Schwesterbrigade, die noch an Woyrschs linkem Flügel 
focht, erst am 6. Dezember abgelöst wurde und nicht vor dem 7. Dezember 
zur Stelle sein konnte. Die Lage Tersztyanskis war am 5. Dezember schon 
so bedenklich geworden, daß Boehm-Ermolli, Woyrsch und Dankt Ver¬ 
stärkungen absenden mußten, die in einzelnen Paketen auf dem Schlachtfeld 
von Belchatow—Bogdanow eintrafen. 
Die wirren, wild durcheinanderlaufenden Kämpfe wurden am 6. De¬ 
zember durch einen großen russischen Angriff in feste Gestalt gebracht. Während
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.