Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Der allgemeine Gegenangriff der Russen 307 
fechtend von der Widawka nach Südwesten, und die 1. Gardereservebrigade, 
die zur Abwehr auf den linken Flügel geworfen worden war, ging über 
Szczernow zurück. Da das österreichisch-ungarische Flügelkorps nicht an¬ 
gegriffen wurde, gelang es Boehm-Ermolli, sich zu behaupten und Gegen¬ 
maßnahmen zu treffen. Flieger meldeten, daß russische Verstärkungen von 
Nowo-Radomsk nach Kaminsk gebracht wurden und die Richtung nach 
Belchatow einschlügen, während andere Kolonnen nach Piotrkow weiter¬ 
marschierten. Die Russen waren also im Begriff, Truppen nach Norden 
zu verschieben, um ihre Lodzer Flanke zu verstärken und zugleich den Vor¬ 
stoß über die Widawka zu unterstützen. 
Woyrsch antwortete mit einer Linksschiebung innerhalb der Armee, 
indem er das XII. Korps des Generals v. Koeveß nach Norden zog 
und die 2. Gardereservebrigade ihrer Schwesterbrigade zu Lilfe sandte. 
Die 35. Reservedivision rückte an die Stelle des XII. Korps. An der 
Widawka brannte inzwischen der Kamps fort, denn die 1. Garde-Reserve- 
brigade und die Kavallerie Äauers hängten sich an den Feind, bis diese Ver¬ 
stärkungen zur Stelle waren. Sie faßten wieder an der Widawka Fuß und 
setzten sich auf dem Nordufer fest. Da blitzte eine Veränderung des russischen 
Manövers auf. Die Russen stellten den Vormarsch ein, blieben bei Belchatow 
stehen und bildeten dort eine Schutzflanke, um den Angriff der 5. Armee auf 
Mackensens rechten Flügel zu decken und zu unterstützen, der aus der Linie 
Pabianice—Nowo-Radomsk heraustrat. Er war als gefährlicher Flanken¬ 
angriff gedacht. Besaß der Großfürst noch eine unverbrauchte Armee, die ihm 
moskowitische Fülle lieh, so konnte er die Flanken Mackensens undBoehm- 
Ermollis aufreißen und zwischen Szadek und Widawa schweres Anheil stiften. 
Nikolai Nikolajewitsch hatte die 4. und 5. Armee, deren innere Flügel 
sich zwischen Piotrkow und Kaminsk berührten, schon stark in Anspruch 
genommen, als ihn Lindenburgs Flankenstoß traf, und ihnen ganze 
Korps und Kavalleriedivisionen entlehnt, die teils bei Pabianice und Lodz 
gefochten hatten, teils zur Einkreisung Scheffer-Boyadels verwendet worden 
waren. Dadurch war auch auf russischer Seite eine Lücke entstanden, die 
nicht mehr völlig ausgefüllt werden konnte. Am Südflügel der 5. Armee 
focht das V. Korps, das mit den Aralkosaken westlich Piotrkow an der 
Widawka vorrückte, und am Nordflügel der 4. Armee standen zwei Kosaken- 
und Dragonerdivisionen und Teile des Grenadierkorps und des XXI. Korps, 
die zwischen Belchatow und Nowo-Radomsk ausmarschierten. Bildeten diese 
Streitkräfte auch nicht eine überlegene Stoßarmee, so waren sie doch in 
großer Aberzahl, als der Großfürst am 29. November aus Szadek vorstieß 
und die inneren Flügel der 5. und 4. Armee aus dem Raume Belchatow 
noch einmal gegen die Widawka und die Sosnia in Bewegung setzte. 
Am 29. November schritt die 4. russische Armee zum Stirnangriff auf 
Woyrschs und Dankls Front und unterstützte den Vorstoß an der Widawka,
	        
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