Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Die Hoffnungen des Großfürsten 
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Rückhalt besaßen und die Warschauer Nordfront deckten. Der Großfürst 
setzte am 3. November vier Korps der 1. Armee rechts der Weichsel in der 
Richtung Mlawa—Soldau und drei Korps auf dem linken Llfer des Stromes 
auf Thorn in B ewegung. D ie 1. Armee hielt die V erbindung zwifch enRennen- 
kampf und der großen Armee aufrecht und wirkte zugleich als Flankenfchutz 
der großen Armee, die sich inzwischen zum Angriff auf die Wartalinie 
Posen—Krakau und die schlesischen Grenzen zurechtfchob. 
Die mächtige Mittelgruppe stand unter dem Befehle des Generals 
Rußki. Sie trat vier Armeen stark aus der Linie Lodz—Kielze—Opatow 
hervor und wälzte 25 Korps nach Westen. Zahlreiche Kavalleriedivisionen 
woben einen dichten Schleier vor dieser Leeresmasse und füllten das Gebiet 
zwischen der Aufmarfchlinie und der Linie Kolo—Mniewo—Zdunska-Wola— 
Nowo-Radomsk—Koniecpol, um den unbehilflichen Vormarsch im ver¬ 
wüsteten Lande zu decken. Die rechte Flügelgruppe der großen Armee wurde 
durch die 2. und 5. Armee gebildet. Sie hatte die Aufgabe, die Warta unter 
Auffassung des Knies ober- und unterhalb Kolo zu überschreiten, die im 
Flußbogen südwärts streichende Verteidigungsstellung' der deutschen Ost- 
armee aus den Angeln zu heben und auf Posen zu rücken. Die linke Flügel- 
gruppe bestand aus der 4. und 9. Armee, die zwischen Piotrkow und Kielze 
vorrückten und Czenstochau und Krakau bedrohten. Zn enger Verbindung 
mit der großen Armee, aber zu Beginn der Angriffsbewegung noch zurück¬ 
gehalten, waren am San und bei Stary-Sambor—Drohobycz die 3. und die 
8. Armee im Aufmarsch begriffen. General Iwanow führte sie auf den alten 
Wegen gegen dieDuklafenke und denDunajec vor, nachdem Radko Dimitrieff 
Streitkräfte zur Belagerung Przemysls ausgeschieden hatte, die die Festung 
beobachteten, bis die in der Bildung begriffene 11. Armee zur Stelle war. 
In den Karpathen und in der Bukowina erschienen wieder Kosakendivisionen, 
die, von Jnfanteriereserven und Reichswehr unterstützt, abermals zu den 
Pässen emporstrebten und die Österreicher in der linken Flanke beunruhigten. 
Der neue Angriffsplan des Großfürsten war auf der gewaltigen zahlen¬ 
mäßigen Überlegenheit der russischen Streitermassen aufgebaut, entbehrte 
aber keineswegs eines großen Leitgedankens und wurde unter voller Be¬ 
herrschung der inneren Linie ins Werk gefetzt, nachdem es gelungen war, die 
von Lindenburg zerstörten Straßen und Schienenwege notdürftig wieder¬ 
herzustellen. Der russische Leerführer ging von der Voraussetzung aus, 
daß die deutsche Ostarmee nach den schweren Kämpfen, die sie vor Iwangorod 
und Warschau und an der Rawka durchgefochten hatte, schwer erschüttert 
sei. Sie war von Norden her umfaßt worden und geradenwegs auf die Warta 
gewichen. Dort stand sie nach der Auffassung Nikolai Nikolajewitfchs zum 
Schlagen in der Verteidigung verurteilt. Lindenburg konnte Schlesien nicht 
preisgeben. Es schien ihm also kein anderer Ausweg übriggeblieben zu fein, 
als eine zweite Aisnestellung zu beziehen.
	        
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