Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Die Schlacht bei Warschau (erste Phase) 
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sches Element im ersten polnischen Winterfeldzug verstuchen gelernt hatte, 
sind die Deutschen im vollen Bewegungskrieg begriffen. Sie entreißen den 
sibirischen Korps, die gar nicht zur Besinnung kommen, aber überall, wo 
sie sich setzen, tüchtig standhalten, Stellung um Stellung, Dorf um Dorf. 
Die 37. Division des XX. Armeekorps geht längs der Weichsel in der 
Richtung über Gora-Kalwarja vor, fängt den Flankenstoß des XXIII. Korps 
auf und setzt sich bei Moczydlow und Ciecieszew dicht an der Weichsel fest, 
um die Russen zu verhindern, den Strom mit frischen Kräften zu überschreiten. 
Das XVII. Korps rückt im Raume rechts der Straße Grojez—Tarczyn— 
Warschau vor, erreicht die Linie Lesznowola—Sulkowice und entwickelt sich 
in der Richtung Piaseczno—Nadarzyn. Auf dem linken Flügel kämpfen 
das Korps Frommel und frühere Grenzschutztruppen unter Generalmajor 
v. Wrochem und wälzen den Feind über die Linie Nadarzyn—Grodisk auf 
Brwinow und Pruszkow zurück. Am 12. Oktober steht der linke Flügel der 
Armee Lindenburg dicht vor Warschau in der Linie Gora-Kalwarja— 
Piaseczno—Nadarzyn—Blome. Anterdessen wirft der Großfürst alles, 
was er zur Land hat, nach Warschau. Zug um Zug fährt über die Weichsel. 
Selbst auf offener Strecke dicht hinter der Front werden Truppen aus¬ 
geladen. Es kommt zu schweren Kämpfen um Ciecieszew, Piaseczno, Jancze- 
wice, Pruszkow und Brwinow. Das Zentrum der Kämpfe liegt im Raume 
links und rechts der Warschauer Straße zwischen Piaseczno und Pruszkow. 
Mackensen hat sein Lauptquartier trotzig in Tarczyn aufgeschlagen, als 
wollte er Warschau im Sturm nehmen. Am 13. Oktober gipfelt der deutsche 
Angriff dicht vor den Werken der Südfront. 
Am den linken Flügel gegen Überraschungen zu sichern, die von Nowo- 
georgiewsk her drohen könnten, schiebt Lindenburg die Landwehrbrigade 
Wrochem so weit wie möglich nach Nordwesten und besiehlt das noch südlich 
Radom befindliche Kavalleriekorps Korda zur Verstärkung der 8.Kavallerie¬ 
division an den Anterlauf der Bzura. ¡fe,, 
Die Schlacht nahm am 14. Oktober blutigen Fortgang. Zwischen 
Gora-Kalwarja und Blonie stammten im ganzen Amkreis die in Brand ge¬ 
schossenen Orte. Zu vielen Tausenden wälzte sich hinter den Kampfstaffeln 
der Sibiriaken die stüchtende Bevölkerung nach Warschau und trug Schrecken 
und Panik in die fiebernde Stadt. Da die russischen Außenstellungen südlich 
des Festungsgürtels überrannt worden waren und der Schwall der flüchten¬ 
den Bevölkerung und der zurückströmenden Verwundeten alle Tore verstopfte, 
blieben die verzweifelt fechtenden Russen drei Tage ohne Schießbedarf und 
Verpflegung. Als auch ein Versuch des II. Russenkorps, die Weichsel in der 
Nähe der Pilicamündung zu überschreiten, von den Deutschen vereitelt 
wurde, wuchs die Schlacht in die Krisis. 
Rußkis Amfassungsarmee, die im Begriff war, sich zwischen Warschau 
und Nowogeorgiewsk zu versammeln, um gegen die deutsche Flanke vorzu-
	        
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