Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

Die Schlacht bei Warschau (erste Phase) 
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zu wenig Truppen gehabt, als er den Flankenstoß gegen die Weichsel aus¬ 
führte, war aber Ende September noch in der Lage gewesen, den freien 
Raum zwischen Warta und Weichsel auszunützen und den Feind zu schrecken. 
Am 8. Oktober kämpfte er, mit dem übermächtigen Gegner verbissen, dicht 
am Saume des wegarmen, verwahrlosten Raumes, den er unter größten An¬ 
strengungen durchmessen hatte. Bald sah er vielleicht auch seine linke Flanke 
von Überflügelung bedroht und die wichtige Verbindung Lowicz—Lodz— 
Kalisch gefährdet. Trotzdem fiel sein Entschluß nicht nur zugunsten einer Fort¬ 
setzung der Schlachthandlung, in die Lötzendorfs Flügelarmee entscheidend 
eingreifen mußte, sondern auch zur Erneuerung des eigenen Angriffs. 
Der Vorstoß auf Warschau 
Nie ist ein kühnerer Entschluß tatkräftiger ausgeführt worden. Er 
wurde gegen die Zitadelle und das Kraftzentrum des Feindes, den Eck¬ 
pfeiler der Weichselverteidigung gerichtet. Keine Finte blutarmer Manöv¬ 
rierkunst, sondern ein festgefügter, kraftvoller Vorstoß war geplant. Er 
mußte durch eine Lalbwendung und zum Teil sogar durch einen Flanken¬ 
marsch eingeleitet, mit Blitzesschnelle in die Warschauer Ausfallstellung 
geführt werden, mit deren Aufbau die Russen schon seit einigen Tagen 
beschäftigt waren. Dieser Vorstoß konnte nicht die Eroberung Warschaus 
als unmittelbares Operationsziel haben; er war vielmehr darauf berechnet, 
die Warschauer Ausfallstellung zu zerstören, die Russen am Überschreiten 
der Weichsel zu verhindern und den österreichisch-ungarischen Armeen eine 
neue Frist zur Durchbrechung der Sansront und zum Einbruch in die linke 
Flanke der Russen zu erstreiten, die auf der ganzen Strecke von Nowo- 
Alexandrija bis Warschau um die Stromübergänge rangen. 
Der Vorstoß war also im Grunde wieder aus Entlastung berechnet 
und als Zeitgewinn gedacht, wirkte aber wie ein gewaltsamer Angriff auf 
Warschau selbst und ist auch als solcher empfunden und mit größter Kraft und 
Ausdauer geführt worden. 
Die Schlacht bei Warschau (erste Phase) 
Lindenburgs Vorstoß brach am 9. Oktober bei Mszczonow-Grojez 
in die russischen Linien und riß sie aus, ehe die Warschauer Armee zum 
Stoß in die offene Flanke Lindenburgs übergehen konnte. Am 10. Oktober 
drang er in die Außenstellungen der Warschauer Südstont und reiste zur 
Schlacht. 
Links weggezogen, wurden die 37. Division und Teile der 41. Division 
des XX. Korps sowie das XVII. Korps über die Pilica in Bewegung
	        
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