Volltext: Hermann Stegemanns Geschichte des Krieges. Zweiter Band. (2, 1917)

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Die Entwicklung des Feldzuges um die Oktoberwende 
Am die Oktoberwende war die Lage auf der Bühne des Ostens von 
eigentümlichen Zweifeln verschüttet. Die Offensive der Mittelmächte, die 
Lindenburg durch seinen Flankenangriff in Südpolen eingeleitet hatte, War¬ 
an der Weichsel und am San zum Stehen gekommen und hatte nach schweren 
Kämpfen mit einem Rückzug der verbündeten Armeen auf die Warta und 
den Dunajec geendet. Während im Westen bei Mern und Dixmuiden um 
die Entscheidung gerungen wurde, rückte im Osten der Großrusse mit über 
einer Million Streitern durch Polen und Westgalizien vor, um den Krieg 
über die schlesische Grenze zu wälzen. Obwohl diese Drohung den Mittel¬ 
mächten ans Leben griff, rang das deutsche Westheer, immer noch auf sich 
gestellt, um den positiven Erfolg, gab aber zugleich Verstärkungen nach 
Osten ab, wohin Teile der Leereskavallerie und verschiedene Infanterie¬ 
divisionen gelenkt wurden. 
In der deutschen Leeresleitung war in der zweiten Lälfte des Oktober 
eine bedeutsame Veränderung erfolgt. Generaloberst v. Moltke war er¬ 
krankt und hatte die Leitung der Operationen niedergelegt. An seine Stelle 
trat zunächst als Verweser, dann zur Leitung berufen, der Kriegsminister- 
Generalleutnant v. Falkenhayn, der das Schicksal mit kühnem Zugreifen zu 
zwingen gedachte und vom 25. Oktober bis 15. November an der West¬ 
front lebhaft um den Sieg warb. 
Das Gefecht bei Vailly 
Am 30. Oktober, der sich an der Mer und vor Mern für die Deutschen 
so verheißungsvoll angelassen hatte, lächelte ihnen auch an der Aisne das 
Glück. Es galt, die beherrschende Löhe von Vailly zu nehmen, welche die 
Engländer bei ihrem Abzüge an die Franzosen abgetreten hatten. Die sran- 
zösische Aisnelinie sollte durch die Wegnahme der Lochsiäche von Vailly 
einer Ausfallstellung beraubt werden, deren Feuerwirkung sich stark sühlbar 
rnachte. Generaloberst v. Kluck übertrug dem III. Korps den Angriff, der 
von General v. Lochow sorgfältig vorbereitet wurde. Schon am 29. Oktober- 
stand die Artillerie, gegen Flieger gedeckt, im Lalbkreis um den Löhenrand 
nördlich und nordwestlich von Vailly aufgefahren. Am 10 Ahr abends setzte 
sie mit einem genau geregelten Wellenschießen ein, das die ganze Nacht anhielt. 
Die Franzosen hatten die nördlichen und westlichen Abhänge der Lochfläche 
mit allen Mitteln der Feldbefestigungskunst ausgestaltet. Ihre Schützen¬ 
gräben zogen sich in Stockwerken den Lang hinauf, waren durch Lauf¬ 
gräben verbunden und mit breiten Drahthindernissen umzäunt. In den 
Gehölzerr lagen verborgene Barrmschanzen urrd Erdwerke, die ihr Feuer irn
	        
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