Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

Der Netheiibergang. 3. bis 6. Oktober. 
(Skizzen 1,2, 4,5 und 6.) 
or den Truppen lag die Nethe. Erst am Nach- 
mittag des 3. Oktober, als die Erkundungs- 
ergebnisse der zum Fluß entsandten Patrouillen 
eingingen, übersah man im ganzen Umfange 
die Schwierigkeiten, die die Überwindung des 
Abschnittes mit sich brachte. Der Feind hatte 
tatsächlich das Ufergelände unter Wasser 
gesetzt. Eine 400 m breite Sperre mit geringem Wasserstand, der 
kaum die Benutzung von Tonnenflößen zuließ, war entstanden. 
Jenseits wartete der Feind in vorbereiteter Stellung und beschoß 
aus seiner vorzüglichen Deckung jeden Kopf, der sich zeigte. Zu 
erkennen war vorerst nur die Zerstörung sämtlicher Brücken. Fünf 
weithin hörbare Detonationen hatten dies schon am 2. vermuten 
lassen. Das ganze südliche Ufer, namentlich aber die Brücken- 
stellen, lagen unter dem starken Feuer seiner Artillerie, so daß 
Erkundungen bei Tage ausgeschlossen waren. 
Besonders schwierig sah der Übergang für die S.Reserve- 
Division aus, die um Düffel herum gedrängt, mit nicht angelehntem 
linkem Flügel den Fluß überschreiten mußte. Zu ihrer Unter- 
stützung sollte in Abweichung von dem ursprünglichen Plane nun 
auch die Marine-Division den Übergang vor ihrer Front erstreben. 
Bon einem einheitlichen Angriff auf der ganzen Front wurde 
Abstand genommen. Er wäre voraussichtlich sehr verlustreich ge- 
worden und erschien wenig aussichtsvoll. General v. B e s e l e r 
befahl vielmehr den Truppen, den Übergang je nach den örtlichen 
und taktischen Verhältnissen zu erzwingen. Diese Maßnahme hat 
uns viel Blut erspart und die Truppen für spätere Aufgaben 
kampfkräftig erhalten.
	        
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