Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

Die Lage auf dem deutschen reckten Keeresflüqel. 
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der Nordsee abgelöst, im Anrollen zur Westfront waren. Dem 
Hilferuf der brandenburgischen Kameraden folgend, bahnten sie 
sich im blutigen Straßenkampf den Weg durch die Stadt, reichten 
den Hartbedrängten die Hand und warfen mit vereinter Kraft den 
Gegner unter schweren Verlusten für ihn nach Antwerpen zurück. 
Aber die Lage blieb gespannt. General v. Beseler mußte 
mit weiteren Angriffen rechnen. Unser Nachrichtendienst brachte 
so gut wie keine Ergebnisse. Was uns zugetragen wurde, kam 
von der Bevölkerung und war mit äußerster Vorsicht auszu- 
nehmen. Die Herzen der Belgier schlugen für Antwerpen. Dort 
war der König mit der Armee. Sie galt es mit allen Kräften zu 
unterstützen. Nie ist in diesen Tagen die Verbindung zwischen 
Brüssel und Antwerpen abgerissen. Unsere Stärke und Gliederung, 
jede Bewegung wurde dem Feinde zugetragen. Und w i r 
wußten vom Gegner nur, daß er da war. Nicht einmal seine 
Stärke war uns annähernd bekannt. Man schätzte sie auf minde- 
stens vier Divisionen. In Wirklichkeit waren es sechs Divisionen, — 
die gesamte belgische Feldarmee und die starke Festungsbesatzung 
von Antwerpen*). Dafür wurden wir dauernd durch alle mög- 
lichen und die unmöglichsten Nachrichten in Atem gehalten. 
Truppenversammlungen im Lager Beverloo und bei Gent, 
drohende Umfassungen von Osten und Westen, Durchbruchsver- 
suche an verschiedenen Punkten in Richtung Brüssel, bevorstehen- 
der Einzug des Königs in seine Residenz, Aufstände im Lande, 
— so jagte eine Meldung die andere. Wenn auch manche gar 
nicht erst Glauben fand, so zwangen andere doch zu sofortigen 
Gegenmaßnahmen und dauernder erhöhter Bereitschaft. Gerüchte 
über große Truppenlandungen in Zeebrügge.und Ostende, und 
zwar nicht nur von Engländern, sondern auch von Russen und 
Japanern, behaupteten sich hartnäckig. Bereits am 31. August 
*) In der auf Befehl der geschichtlichen Abteilung des britischen Reichs- 
yerteidigunqsausschusses herausgegebenen „Naval Overation" von Sir Julian 
Corbett (1. Band) wird die Stärke der belgischen Feldarmee in Antwerpen 
auf etwa 80 000 Mann, die der Festungsbesatzung auf 70 000 Mann angegeben. 
Der Gegner war also erheblich stärker als deutscherseits geschätzt wurde. 
Diesem Werke sind vorwiegend die Angaben über die Mitwirkung Englands 
bei der Verteidigung von Antwerpen entnommen worden. 
Antwerpen. L
	        
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