Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

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Antwerpen 1914. 
nicht abschießen konnte. Unser bekannter Militärphilosoph 
v. Clausewitz hat bereits 1830 in einer Denkschrift an den 
König F r i e d r i ch W i l h e l m III. über Antwerpens Bedeutung, 
berichtet. So wurde denn das alte Antwerpen gemäß einem Be- 
schluß der belgischen Regierung von 1889 ab zu einem Waffen- 
platz ersten Ranges ausgebaut, zum „reduit national" für Land 
und Armee, zum „boulevard de l'independance nationale".. 
Allgemein war wohl im belgischen Volke die Ansicht verbreitet, 
daß die Unabhängigkeit Belgiens mit dem Schicksal von Antwerpen 
verbunden sei. Gehörte es doch mit einem Umfang von 108 km 
zu den drei größten Waffenplätzen der Welt (Paris 140 km, 
Amsterdam 120 km) und hatte unter diesen drei als die modernste 
Festung zu gelten. 
Wir sehen daher auch die belgische Armee im August 1914 
von vornherein so aufgestellt, daß sie sich jederzeit an Antwerpen 
anlehnen konnte. Sie verlor die Verbindung dorthin auch nicht, 
als die Flut der deutschen Marschkolonnen sich über Belgien, 
ergoß. Von der 120 000 Mann starken Armee waren anfänglich 
zwei Divisionen (3. und 4.) zur Besetzung von Lüttich und Namur 
verwendet. Die übrigen vier Divisionen erwarteten im Räume 
Lüttich—Namur—Löwen gemäß der mit den Westmächten er- 
folgten Vereinbarung das Eintreffen des französischen linken 
Flügels bei Namur und die Mitwirkung der englischen Lan- 
dungsarmee. Vergeblich hoffte der König der Belgier, mit 
seinen Divisionen an der Gette (Verlängerung der Maas-- 
Linie Givet—Namur) den deutschen Vormarsch bis zum Ein- 
treffen der Verbündeten aufhalten zu können. Nachdem bereits 
am 12. August vor dem linken belgischen Flügel das Kavallerie- 
korps v. d. M a r w i tz in der Gegend von Diest festgestellt war, 
wurde das belgische Heer am 18. und 19. von der deutschen 1- 
Armee an der Gette umfassend (II. A.K. bei Aerschot) angegriffen 
und geworfen. Mit knapper Not erhielten die Belgier sich die 
Verbindung mit Antwerpen und gelangten am 20. in seinen 
schützenden Bereich. 
Gegen diese feindlichen Kräfte in unserer rechten Flanke mußte 
nun mindestens eine Sicherung erfolgen, da an eine Einschließung
	        
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