Volltext: Antwerpen 1914 [3] (Band 3/1925)

Schlußbetrachtung. 
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Beginn der Belagerung im Hinblick auf die Bedeutung Antwerpens 
für Belgien nicht für wahrscheinlich gehalten*). Diese Auffassung 
hat die Nichtgenehmigung eines westlichen Nebenangriffs zweifel¬ 
los beeinflußt. Heute, wo sie sich als irrig erwiesen hat, muß seine 
Unterlassung um so mehr als nachteilig bezeichnet werden, als der. 
Verlauf der Kämpfe gezeigt hat, daß die Bereitstellung von 
wenigen schweren Batterien und genügenden Brückentrains sowie 
die Verstärkung der für die Westseite vorgesehenen Truppen um 
vielleicht eine Division wahrscheinlich genügt haben würde, um den 
Abzug der belgischen Armee zu verhindern. Die englisch-franzö- 
fische Unterstützung hätte bei ihren geschilderten großen Schwierig- 
leiten gegen den gleichzeitig und nachdrücklich durchgeführten 
Nebenangriff auf der Westseite kaum sehr viel wirksamer werden 
können. Die Kapitulation der gesamten belgischen Armee würde 
aber andererseits derartig schwerwiegende Vorteile jeder Art für 
den Fortgang der deutschen Operationen, insbesondere auch für 
die folgenschwere Schlacht an der User gehabt haben, daß man 
heute die Ablehnung von B e s e l e r s Vorschlag bedauern muß. 
Nachdem er aber abgelehnt war, bot sich keine Möglichkeit 
mehr, das Entkommen der Belgier zu verhüten, obwohl General 
v. B e f e l e r die große Bedeutung der Westseite keinen Augen- 
blick aus den Augen verloren hat, und Führung und Truppe das 
Menschenmögliche geleistet haben, um ihre Abschnürung zu er- 
reichen. General v. Werder, der auf dem linken Flügel be- 
fehligte, hat den Absichten Beselers nicht nur volles Ver- 
ständnis entgegengebracht, sondern sich auch persönlich für ihre 
Durchführung immer wieder an den entscheidenden Punkten ein- 
gesetzt. Ohne schwere Artillerie und Brückentrains war angesichts 
eines an Zahl mehrfach überlegenen Gegners die starke Strom- 
Karriere der Schelde jedoch nicht zu überschreiten, und so gelang 
es in den entscheidenden Tagen überhaupt nicht, die Stelle zu er- 
reichen, wo allein seinem Abzüge wirksam entgegengetreten werden 
konnte. Es gelang nicht einmal die Unterbrechung der Bahnen, 
mit deren Hilfe der Gegner seinen Abzug fast vom ersten Tage der 
Belagerung an vorbereitet hatte. ' 
*) Vgl. die Ausführungen Seite 26. 
Antwerpen. 7
	        
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