Volltext: Douaumont [1] (Band 1/1925)

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Reiter, halte an und höre auf den schwarz wehenden Flügel- 
schlag der Raben und schaue die hellen Kreuze. Tausende zählst du, 
und unter Hunderten immer findest du einen Freund. . . . 
-i- * * 
In hellen Nächten, wenn kalt und bleich der Mond über den 
matten Silhouetten der Hügel lag und milchweiße Frostnebel über 
den Boden und durch die Trichter krochen, ist manch einer mit 
hämmerndem Herzen durch die Schluchten im Nordwesten des 
Douaumont um sein Leben gelaufen. Tausende hat der tückische 
Tod gefaßt, wenn er mit gedämpftem Zischen rasend von jenseits 
aus der Nacht heraussprang und urplötzlich die Schluchten mit 
schrillem Lärm und Eisen und Qualm und dunkelrotem Feuer er- 
füllte. Tausende hat er verschont in lässiger Laune. 
Wer so durch die Schluchten geeilt, der sah im Vorüberhasten den 
zernarbten Boden wie einen verwüsteten Kirchhof sich breiten. Als 
ob der Lärm des Jüngsten Tages ein trostloses Gräberfeld um 
Mitternacht wachgerüttelt habe. Dort ein verrosteter Stahlhelm. 
Ein paar Knochen im zerfressenen Riemen hängend, dunkle Haar- 
fetzen auf ihnen. Abseits eine vertrocknete Hand auf verfaultem 
Tornister, daneben ein verschmutztes Seitengewehr. Der mochte 
gefallen fein, als er im März hinauflief zur Thiaumont-Ferme, um 
seiner Kompagnie, die vor dem Ouvrage sich festgebissen hatte, 
Meldung zu bringen. Dort ein gedunsener Leib, halb vergraben in 
einem Trichter und wieder aufgewühlt, unter Schlamm das Grau- 
blau des Franzosen erkennbar. Vielleicht faßte es ihn hier im 
Mai, als der Franzmann sich am Rande des Douaumont festfraß. 
Und dort ein gekrümmter Körper, die Finger wie Krallen gespreizt, 
den Kopf zurückgeworfen, den Mund aufgerissen in Luftnot, die 
Augen nach oben gedreht, das Weiße im Mondlicht schimmernd. 
Der ist vielleicht gestern . . . nein heute . . . eben gerade vielleicht, 
als jener Feuerüberfall . . . weiter!
	        
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