Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

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Füsilieren, die ihre Patronentaschen hochhielten. Lt. v. A m m o n und 
Füs. P l ö t n e r der 9. waren als die ersten drüben. Sein Pferd am 
Zügel führend, erreichte mit den Vordersten auch Oberst Prinz Eitel 
Friedrich das jenseitige Ufer. Dort stürmte alles siegesfroh dem ge- 
schlagenen Feinde nach. Den sterbenden französischen Kapitain ehrte der 
ritterliche Prinz, indem er ihm den Degm zurückgab. Hptm. v. Schütz 
kämpfte indessen die Besatzung am Bahndamm nieder und durchschritt mit 
dem größten Teil der 12. Komp. unterhalb der Brücke den Fluß, gefolgt 
von den vordersten Zügen der westlich Monceau rechts gestaffelt vor- 
gegangenen 3. und 8. Komp. Bon weither kommende feindliche Schrap- 
nells platzten jetzt über den Bataillonen. Zu feinem Verhängnis hatte 
der Gegner auf Anraten des Generals L e g r o s die Stellung nahe der 
Brücke gewählt. Die Flucht nach Faty hinauf im deutschen Verfolgungs- 
seuer wurde vielen zum Todesweg. Der grüne Wiesenhang, der sich nach 
dem m hell lodernden Flammen stehenden Dorf hinaufzog, war mit dem 
leuchtenden Rot der französischen Uniformen gesprenkelt. Den eindrucks- 
vollen Anblick der wilden Kampfszene inmitten des farbenfrohen, an- 
mutigen Landschaftsbildes läßt selbst der nüchterne Gefechtsbericht nicht 
unerwähnt. Als „das schöne Gefecht bei Monceau" lebt diese Stunde in 
der Erinnerung der Mitkämpfer fort. Manchem wurde sie durch häßliche 
Züge gallischer Niedertracht getrübt. Die aus natürlichem Gefühl des 
edleren Germanentums dem besiegten, verletzten Gegner unbedenklich ge- 
währte Schonung vergalten mehrere heimtückische Gesellen, indem sie dem 
arglos vorüberge<-ilten Füsilier aus nächster Nähe eine Kugel nachjagten. 
Diese dem geraden Empfinden unserer Leute unverständliche Sinnesart, 
die tief im französischen Volkscharakter wurzelt, hat mit heroischer Auf- 
wallung nichts gemein. Und wenn am folgenden Tag die Franzosen im 
Gegensatz zur deutichen Ritterlichkeit ihre Roheit mit Bajonetten an hilf- 
losen verwundeten Füsilieren ausließen, so geschah das aus den gleichen 
entarteten Instinkten, denen die Kämpfer von Monceau — und seitdem 
noch immer unzählige Deutsche — begegneten. 
Während das Bataillon v. Bismarck noch am Südrand von Mon- 
ceau im Feuergefecht lag, war das II. Bataillon des 3. Garde-Regiments 
dem Angriff bis zum Wäldchen halbwegs Monceau und Malzy links ge- 
staffelt gefolgt. Nur die 8. Komp. arbeitete sich durch das dichte Unter- 
holz weiter vor. Südwärts ins Freie gelangt, übersah der Kompagnie- 
chef, Hptm. v. Beschwitz, daß beim 1. Garde-Regiment zu Fuß ein Still- 
stand eingetreten war. Er beschloß über die Oise vorzustoßen und helfend 
einzugreifen. Am Ufer erhielt die Kompagnie von einem unsichtbaren
	        
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