Volltext: Garde und Hannoveraner vom 28. bis 30. August [7B] (Band 7B II. Teil / 1925)

231 
nachm. ausdrücklich gefordert, daß die Artilleriewirkung abzuwarten sei. 
Einige feindliche Batterien hielten bei Sains wacker stand und schütteten 
den Rest ihrer Munition über die Schützen der Brigade v. Kleist aus, 
als diese sich zwischen 3.3t) und 4Uhr nachm. zum Angriff erhoben. Dicht 
vor Richaumont waren einige hundert Mann französischer Infanterie ohne 
Offiziere in weiter Aufstellung zurückgelassen worden und ergaben sich den 
herannahenden Grenadieren ohne Gegenwehr. — Batterien der 2. Garde- 
Division erreichten noch von den Höhen östlich Boulpaix und Laigny Nach- 
zügler der 51. Reserve-Division, die, in ihrem Halt stark erschüttert, erst 
weit südlich Gercy und St. Gobert ungeordnete Marschkolonnen zu bilden 
vermochte. 
Die Schlacht war ausgekämpft, war gewonnen! Bruchstückweise kam 
es der Truppe zum Bewußtsein, da der Kanonendonner sich nur allmäh- 
lich wie ein abziehendes Gewitter entfernte und noch lange über den Höhen 
von Ribemont grollte. Für die vorrückende Infanterie mehrten sich die 
Anzeichen des Erfolges mit dem Durchschreiten der verlassenen feindlichen 
Stellungen: fortgeworfene Waffen, Gefangene, zerschossenes Gerät, in der 
Ferne die Staubwolken abziehender Kolonnen, wo die Rückzugsstraßen 
über Hügelkämme führten. Aber für laute Äußerungen der Siegesfreude 
und Siegesstimmung war die Erschöpfung nach den heißen Kampftagen 
zu groß. Bei le Herie, wo Truppenteile der 20. Division früher ihr Marfch- 
ziel erreichten, ertönten in der Abenddämmerung Choräle und Soldaten- 
lieber. Regimenter der 2. Garde-Divifion rückten unter den Klängen der 
Musik in ihre Quartiere. 
Bis zum Ende der vierten Nachmittagsstunde hatte auch das Armee- 
Oberkommando durch die Flieger-Abteilungen 18 und 23 sowie durch das 
Generalkommando Garde die Gewißheit erhalten, daß der Feind auf der 
ganzen Armeefront im Rückzüge begriffen fei. Um 4.45nachm. ver¬ 
kündigte Generaloberst v. B ü l o w durch Armeebefehl den Sieg „in der 
zweitägigen Schlacht bei St. Quentin". Die Verfolgung sollte durch Ar- 
tilleriefeuer und nachstoßende Infanterie-Abteilungen bewirkt werden. 
„Die Armee hält morgen und ruht", hieß es dann weiter — der erste 
Ruhetag nach fünf und vielfach sieben schweren Gefechtstagen sowie 300 km 
Marschstrecke. Es war beabsichtigt, am 31. August die Beschießung der 
Festung la Före einzuleiten. Mit Rücksicht auf die Reichweite der Fort- 
gefchütze wurde die Unterkunft des X. Korps nur bis zur Linie Parpeville 
—Faucouzy vorgeschoben. In Unkenntnis der Fortschritte der 3. Armee 
wies man das Gardekorps an, sich nach Westen heranzuziehen und 
um le Herte und Richaumont zur Ruhe überzugehen. Da General
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.